Von atemberaubenden Alpenseen zu den höchsten Wasserfällen Europas
Von der malerischen, österreichischen Stadt Zell am See bis zum ruhigen Dorf Krimml schlängelt sich die schmalspurige Pinzgaubahn 53 Kilometer durch das Pinzgau. Vorbei an charmanten Dörfern mit grasenden Kühen und pittoresken Kirchen. Grüne Wiesen und schneebedeckte Berge flankieren die Strecke. An beiden Enden warten Höhepunkte: Der Zeller See und die berühmten Krimmler Wasserfälle sind die höchsten in Mitteleuropa.
„Nächster Halt bei Bedarf!“, ertönt alle paar Minuten und erinnert die Passagiere daran, einen Knopf zu drücken, wenn sie an einer der 38 Stationen aussteigen möchten. Es erinnert mich an die Busse und Straßenbahnen zu Hause. Aber aus irgendeinem Grund verspüre ich den Drang, an jeder Haltestelle den Knopf drücken zu wollen. Viele Stationen – manche sind nicht mehr als eine kleine Holzhütte – liegen vor einer so idyllischen Kulisse, dass ich einfach nur aussteigen und das nächste Abenteuer beginnen möchte. Langsames Reisen – oder Slow Travel – hat diese starke Wirkung: Man möchte jedes Dorf und jede Sehenswürdigkeit besuchen, das und die man sieht.
Die Pinzgaubahn wurde 1898 eröffnet, nachdem Kaiser Franz Josef den Bau offiziell genehmigt hatte. Damals transportierten die Züge – sie fuhren nur ein paar Mal am Tag – nicht nur Passagiere, sondern auch geschlagenes Holz aus den Wäldern und die frischen Ernten der hiesigen Landwirtschaft. Heute verkehren die Züge zwischen Zell am See und Krimml stündlich; am unteren Ende sogar halbstündlich. Genau eine Stunde und 23 Minuten dauert die Fahrt entlang der malerischen Salzach. Pendler, Schüler und natürlich Touristen sitzen mit im Zug.
Ausflügler und Bergsteiger fahren mit der Bahn zu den Wanderwegen im Pinzgau, die in den Nationalpark Hohe Tauern und in die Kitzbüheler Alpen führen. Im Sommer nehmen Radfahrer ihre Fahrräder in eigens angehängten Fahrradwagen mit, um zum Tauernradweg zu gelangen. Achtung: Deine Radmitnahme musst du bis zum Vortag um 16 Uhr reservieren!
An Bord merkt man sofort, welche Leidenschaft die entspannten Eisenbahner der Lokalbahn für ihren Beruf haben. „Wir fahren nur auf dieser Linie. Aber es wird nie langweilig”, sagt der Schaffner mit einem Lachen.
Wenn Du auf dem Bahnsteig wartest, vergiss nicht den Knopf „Halt auf Verlangen” in der silbernen Box zu drücken. Sodann wird ein Schild neben den Gleisen rot und der Fahrer weiß, dass er anhalten muss. Man kann aber auch einfach Glück haben, wie ich es bei einem älteren Herrn mit einem Spazierstock erlebt habe: Während der Zug den Bahnhof durchquert ruft der Schaffner aus dem Zug: „Wollen Sie mitfahren?“. Der Mann nickt. Der Zug hält an und wartet auf ihn, während ihm der Schaffner an Bord hilft.
Es ist dieses entspannte Lebenstempo, diese Menschlichkeit, die in unseren geschäftigen Leben in der Stadt so schwer zu finden sind, und worum es beim langsamen Reisen geht. Kein Druck, keine Zeitbeschränkungen, nur ein normaler Tag auf der Pinzgaubahn.
