Eine einmalige Reise im Bernina-Express

Viele halten die Berninastrecke für eine der schönsten Eisenbahnstrecken Europas und sogar der Welt. Die Route schlängelt sich langsam durch die Schweizer Alpen und begeistert die Passagiere mit Blick auf Gletscher und Bäche, kristallklare Seen und schneebedeckte Berge.

Einmal am Tag klettert der kleine, rote Bernina-Express zeitweise mit einem fast schwerkraftlosen Gefälle zum Berninapass und zum höchsten Bahnübergang des Kontinents hinauf. Auf der anderen Alpenseite liegt die italienische Kleinstadt Tirano. Mit ihren Palmen und ihrem mediterranen Flair ist sie das ganze Gegenteil des Ausgangsortes unserer Reise Chur im hochgebirgigen Graubünden.

Dank der geräumigen Panoramawagen kannst Du mit Weitblick die vorbeifahrende Landschaft genießen. Sowie 196 Viadukte und Brücken, darunter das berühmte Spiralviadukt von Brusio, ein echtes Wunder der Schweizer Ingenieurskunst.

Die Rhätische Bahn fährt stündlich auch Regionalzüge auf der gleichen Strecke. Sie verfügen zwar nicht über die Aussichtswagen des Bernina-Expresses, bieten jedoch mehr Flexibilität, da Du jederzeit ein- und aussteigen kannst.

Mit rund 100.000 Passagieren pro Jahr fällt diese Reise nicht gerade in die Kategorie „abseits eingetretener Pfade“. Eine Fahrt mit der Bernina-Bahn, die zum UNESCO-Weltkulturerbe gehört, ist jedoch ein unvergessliches Erlebnis und sollte auf jeder Reiseliste ganz weit oben stehen.

Höhepunkte an den Haltepunkten

1. Chur

Die älteste Stadt der Schweiz mit einer Geschichte von über 5.000 Jahren verzaubert mit ihrer malerischen Altstadt voller verwinkelter Gassen, die als die besterhaltenen des Landes gelten. Chur ist der ideale Ausgangspunkt sowohl für den Glacier-Express als auch für den Bernina-Express … oder für ein „schnelles Abenteuer“ auf der Arosabahn.

2. Thermalbad Alvaneu

Was für ein erhebendes Gefühl! Nach einem langen Wander-, Schlitten- und Bahntag im wohlig warmen Wasser des Thermalbades liegen: über Dir der Sternenhimmel, rechts und links das schneebedeckte Hochgebirge. Nebelschwaden ziehen über das Schwimmbad. Am romantischsten ist es natürlich im verschneiten Winter.

3. Landwasser-Viadukt

Zwischen zwei Tunneln, hoch über der tiefen Landwasserschlucht thront dieses bemerkenswerte Bauwerk. Es ist das Wahrzeichen der Rhätischen Bahn. Es ist kaum zu glauben, dass es zwischen 1901 und 1902 ohne Gerüste und mit nur zwei Kränen gebaut wurde. Für die beste Aussicht, geh‘ zum hinteren Teil des Zuges und setz Dich auf die rechte Seite (Richtung Tirano).

4. Eisenbahnmuseum Albula in Bergün

Mit der Einfahrt ins Bahnmuseum Albula direkt neben dem Bahnhof in Bergün fährst Du ein in über 100 Jahre Eisenbahngeschichte und erfährst mehr über den waghalsigen Bau dieser spektakulären Eisenbahn mit allen sozialen und wirtschaftlichen Auswirkungen auf die verarmte Gegend, die der Bau und der Betrieb der Bahnen hatten.

5. Schlittenverleih in Preda

Sause auf dem Schlitten die Serpentinen der Albula-Passstraße von Preda nach Bergün hinunter. Unten angekommen geht’s im halbstündlichen „Schlittelexpress“ durch Kehrtunnels, Brücken und Viadukte wieder hinauf nach Preda. Im Bahnhof kannst Du Dir direkt einen Schlitten leihen. Natürlich nur im Winter. Helm empfohlen!

6. Lago Bianco und Lago Nero

Kurz vor dem Berninapass führt der Zug an den Ufern wunderschöner und doch sehr unterschiedlicher Seen vorbei, die eine alpine Wasserscheide markieren. Während der Lago Bianco von milchigem Schmelzwasser gespeist wird und nach Süden in die Adria fließt, fließt ein Steinwurf entfernt der dunkelblaue Lago Nero nach Norden und dann nach Osten bis zum Schwarzen Meer.

7. Albergo Ospizio Bernina

Dies ist der höchste Punkt der Eisenbahnlinie bei 2253 Metern über Meeresspiegel. Ein Gefühl der Ruhe umgibt den kleinen Haltepunkt inmitten einer fast surrealen Landschaft. Die Albergo Ospizio Bernina ist 10 Gehminuten entfernt und die Bar ist immer geöffnet! Hier endet auch die deutschsprachige Schweiz. Nun wird Italienisch zur dominierenden Sprache.

8. Alp Grüm

Diese Station, die auch als Restaurant und Hotel dient, bietet einen Blick über das wunderschöne Valposchiavo. Im Winter ist die Eisenbahn die einzige Verbindung dieser winzigen Siedlung zur Außenwelt.

9. Kreisviadukt von Brusio

Dieses gewölbte Viadukt – vielleicht das beeindruckendste Bauwerk entlang der Route – wurde gebaut, um auf engstem Raum schnell an Höhe zu gewinnen. Wie in einer Schneckenspirale dreht sich der Zug einmal um sich selbst in die Höhe. Die besten Fotos schießt Du von hinten aus dem letzten Wagen (rechte Fensterseite).

10. Tirano

Wenn der Zug nach Tirano einfährt, fühlt er sich eher wie eine Straßenbahn an: Er fährt durch enge Straßen und einen Marktplatz, vorbei an Einheimischen, die ihren Morgenkaffee trinken. Die Palmen der Stadt und das mediterrane Flair signalisieren, dass Du in einer ganz anderen Welt angekommen bist. Es lohnt sich, den Wetterbericht vorher zu lesen, denn es ist meist wahrlich wärmer als oben in den Bergen oder drüben am Ausgangsort Chur.

Hier sind unsere Tipps für ein einzigartiges alpines Erlebnis im Bernina Express:

  1. Verbringe die Nacht im Ospizio Bernina or Alp Grüm. Entspanne in den Bergen und genieße einen Abend in friedlicher Abgeschiedenheit.
  2. Wandere auf der Via Albula/Bernina trail auf 9 Kilometern (3,5 Stunden) von Filisur nach Bergün am Landwasserviadukt vorbei. Oder etwas kürzer auf den 4,7 Kilometern von Ospizio Bernina zur Alp Grüm, die mit ihrem fantastischen Blick auf Poschiavo wartet. Natürlich nur im Sommer.
  3. Im Winter wiederum sause auf dem Schlitten die Albula-Passstraße von Preda nach Bergün hinunter. Schlitten gibt’s im Verleih im Bahnhof Preda, hinauf geht’s mit dem halbstündlichen „Schlittelexpress“.

Bernina-Express: Chur → Tirano

4:20 Stunden Reisezeit
Eine Direktverbindung täglich, stündlich Umsteigeverbindungen über St. Moritz
Ab 73 Schweizer Franken im Bernina Express Hinfahrt inkl. Reservierung, günstiger im Regio

Der Bernina-Express verkehrt das ganze Jahr über zwischen Chur und Tirano in beide Richtungen. Platzreservierungen sind erforderlich. Der Zug verfügt über große Panoramafenster und in den Sommermonaten sind am Ende Waggons mit offenem Dach angebracht. Auf dieser Strecke verkehren auch günstigere Regionalzüge. Sitzplatzreservierungen sind dafür nicht erforderlich unter www.rhb.ch

Bart Giepmans
Seitdem sein Vater ihm eine BahnCard für die Niederlande geschenkt hat, entdeckt Bart Holland und Europa auf der Schiene. Jobs bei Interrail, der niederländischen und deutschen Bahn haben ihn zu einem enthusiastischen Botschafter für Zugreisen gemacht. Bart hat eine Leidenschaft für Geschichte, Hiking und Radfahren und pendelt regelmäßig zwischen Utrecht und Berlin.