Die Magie der schottischen Highlands

Die Highlands, das Meer, der Whisky, Harry Potter: Es gibt viele Gründe, nach Schottland zu reisen, und es gibt keinen besseren Weg, die zerklüfteten Highlands als mit dem Zug zu durchqueren. Die West Highland Line gilt als eine der schönsten Strecken der Welt. Der Zug bringt Dich sogar an Orte, die mit dem Auto unerreichbar sind.

Mit einem Interrail-Pass reisen wir an einem oder zwei Tagen von den Deutschland über London nach Edinburgh, der Hauptstadt Schottlands und ein idealer Ausgangspunkt für diese Reise. Am besten, Du nimmst Dir sechs Tage Zeit für Höhepunkte unterwegs wie Loch Ness, Fort William, Glenfinnan (Harry-Potter-Viadukt), Corrour (höchste Station), Oban, Glasgow, (Stranraer en Belfast).

Aufbruch in Edinburgh

Die charmante schottische Hauptstadt ist voller Geschichte, Tradition und Kultur und steht nicht ohne Grund auf der Liste des UNESCO-Weltkulturerbes. Besuche das Edinburgh Castle, das dramatisch auf einem erloschenen Vulkan thront. Von dort hast Du einen atemberaubenden Blick auf die Stadt und die Umgebung zu erhalten. Wenn Du durch die Altstadt spazierst, fühlst Du Dich wie im Mittelalter. Die besten Fish and Chips in Schottland findest Du in der „New Town“ in der Alba D’Oro (7 Henderson Row). Entdecke zunächst die Stadt, übernachte hier, und beginne Dein Zugabenteuer ausgeruht am nächsten Morgen.

Forth Bridge und Loch Ness 

Unsere erste Bahnfahrt führt von Edinburgh nach Norden in Richtung Inverness. Kurz nach Edinburgh überqueren wir die die rote Forth Bridge: Ein schönes Beispiel für die Eisenbahnarchitektur des 19. Jahrhunderts. Die Brücke enthält nicht weniger als zehnmal so viel Stahl wie der Eiffelturm und gilt als „das größte Bauwerk des 19. Jahrhunderts“. Die UNESCO hat die Brücke 2015 auf die Liste des Weltkulturerbes gesetzt.

Nach dreieinhalb Stunden Zugfahrt durch Zentralschottland mit regelmäßig schönen Panoramen kommen wir in Inverness an. Die Hauptstadt der Highlands ist eine ruhige Stadt ohne viele Attraktionen, aber für viele ist sie der Ausgangspunkt für einen Ausflug nach Loch Ness. Bei aller Aufmerksamkeit für das „Monster“ würde man fast vergessen, dass dieser legendäre See auch wegen seiner Größe einzigartig ist. Es ist nicht weniger als 37 Kilometer lang und bis zu 230 Meter tief. An den Ufern befinden sich viele mysteriöse Orte, an denen keine Touristen zu finden sind. Eines der Highlights sind die Ruinen von Urquhart Castle aus dem 13. Jahrhundert.

West Highland Line: Die wohl schönste der Welt

Wir fahren mit dem Bus von Urquhart Castle nach Fort William, wo wir in den Zug nach Crianlarich einsteigen. Badamm, Badamm … Badamm, Badamm … der Rhythmus der kleinen Wagen, die entlang der einspurigen Schienen der West Highland Line tuckern, hat etwas Beruhigendes. Die Züge sind einfach. Gratis-WLAN? Vergiss es! In diesen abgelegenen Gebieten ist kein Netzwerk verfügbar, auch nicht im Zug. Die vorbeiziehenden Landschaften machen dies jedoch mehr als wett, ebenso wie das freundliche Zugpersonal.

An Bord der West Highland Line, die von vielen als die schönste Zugfahrt der Welt angesehen wird, sehen wir eine Seite Schottlands, die man wirklich nur vom Zug aus sehen kann. Es ist eine wunderschöne, malerische Zugstrecke entlang der schottischen Westküste, durch den Loch Lomond and The Trossachs National Park und hoch über dem Rannoch-Moor, wo sich die Linie durch eine weite Moorlandschaft windet, das sich zu den Bergen auf beiden Seiten der Linie erstreckt.

Corrour: Höchste Station

Das buchstäbliche Highlight der West Highland Line ist Corrour, die höchste und gleichzeitig am weitesten entfernte Station Großbritanniens. Sie ist für einige Szenen im Film Trainspotting bekannt. Hier kannst Du leicht in die raue Natur eintauchen: In der weiten Umgebung befinden sich keine anderen Gebäude und die nächste Straße kilometerweit entfernt. Wir sehen Wanderer hier rauskommen, die sich in die Leere bewegen.

Inzwischen kannst Du im alten Stellwerk des Bahnhofs übernachten: The Signal Box hat drei charmant eingerichtete Hotelzimmer. Uns führt der Weg gleich weiter. Aber nicht bevor Suzy, die lächelnde Schaffnerin, sich die ganze Zeit Zeit nimmt, um ein Foto von uns zu machen. Das Hochland ist eine andere Welt. Das Tempo ist hier entspannt.

Endstation Oban

Oban ist eine ruhige Stadt in einer wunderschönen Bucht mit herrlichem Blick auf die Inseln Kerrera, Lismore und Mull. Für die beste Aussicht steig auf den McCaig’s Tower, einem kolosseumartigen Bauwerk auf dem Hügel über der Stadt.

Willst Du mehr über die Inseln und Leuchttürme vor der Küste erfahren? Dann segel mit Kapitän Jack McGregor von Argyll Sea Tours. Der Ausflug ist voller unterhaltsamer Geschichten über die Region und ihre Bewohner. Zum Beispiel bekommen wir den Tipp, Meeresfrüchte in einer alten öffentlichen Toilette zu essen: Wir reagieren skeptisch, aber das Restaurant Seafood Temple serviert tatsächlich köstlichen frischen Fang. Hier scheint man einen Blick auf den Sonnenuntergang über der Bucht zu haben.

Das Sea Life Sanctuary ist ein Paradies für Robben und Seeotter mit einem freundlichen Café und Bootsfahrten zu nahe gelegenen Robbenkolonien. Wenn Sie Lust auf eine hohe Dosis Ethanol haben, können Sie die lokale Brennerei besuchen, die seit 1794 in Betrieb ist. Bonnie, eine lebhafte schottische Einheimische, gibt Ihnen eine umfassende Einführung in die Whiskyproduktion, bevor Sie die edlen Tropfen selbst probieren können.

Eine gute Wahl zum Übernachten ist das Perle Oban Hotel, das direkt am Wasser liegt und einen Blick über die Bucht und den malerischen Hafen bietet. Das stattliche Hotel wurde einst für First-Class-Reisende der West Highland Line gebaut. Heute ist es ein erschwingliches Luxushotel, das mit lokalen vielen Lieferanten zusammenarbeitet.

Glenfinnan: Auf den Spuren von Harry Potter

In Großbritannien sprechen viele Orte Harry-Potter-Fans an: Denken wir an die Kings Cross Station in London, wo auf Gleis 9 die Eingangstür zur Zaubererwelt steht. Ganz oben auf der Liste steht jedoch das berühmte 100 Meter hohe Eisenbahnviadukt in der Nähe des Dorfes Glenfinnan im schottischen Hochland. In den Filmen tuckert der Hogwarts-Express leise über die 21 Steinbögen. In der Sommersaison gibt es mehrere Dampfzüge für Harry-Potter-Fans. Aber auch die regulären Regionalzüge der Eisenbahngesellschaft Scotrail fahren über das berühmte Viadukt. Unsere Interrail-Pässe gelten auch für diese Züge. Das Viadukt liegt 20 Gehminuten vom Bahnhof Glenfinnan entfernt.

Glenfinnan Station Museum 

Der kleine, romantische Bahnhof von Glenfinnan, der fast abgerissen wurde, wird heute von dem Eisenbahnfanatiker John Barnes gepflegt, der ihn in das Glenfinnan Station Museum verwandelte. Er lieferte auch zwei alte Eisenbahnwaggons aus dem Jahr 1958, die sich jetzt neben dem Bahnhof befinden und in denen Du die Nacht verbringen und für einen kleinen Betrag speisen kannst. Bei gutem Wetter bietet das Ende der Plattform einen schönen Blick auf Ben Nevis, den höchsten Berg im Vereinigten Königreich.

Stranraer – Fähre nach Belfast

Du kannst Deine Reise am Umsteigeknoten Glasgow beenden – oder noch eine weitere verzaubernde Bahnlinie entdecken: Wir steigen in den Regionalzug in südwestlicher Richtung nach Stranraer. Dieser Zug tuckert sanft an der Westküste entlang und bietet einen weiten Blick über das Meer in Richtung Ailsa Craig und zur Isle of Arran. Wir kommen auch an drei Lochs vorbei: Castle Semple, Barr und Kilbirnie. An klaren Tagen kannst Du am höchsten Punkt von Chirmorie – alsbald hinter dem Haltepunkt Barhill – einen Blick auf Merrick werfen, den höchsten Berg in Südschottland. Aber das war uns heute nicht vergönnt. Wir in Stranraer aus, wo die Fähre nach Belfast auf uns wartet. Schön, nach einer Woche in Schottland etwas von Nordirland zu sehen.