Es klappert die Mühle am rauschenden Bach: Seenkette Ruppiner Schweiz

Wie an einer Perlenkette sind sie aufgereiht die Seen zwischen den Bergen der Ruppiner Schweiz. Diese Wanderung führt dich diesmal mit dem Schiff von der Bahn mitten in den Wald. Nach einer ausgedehnte Wanderung gibt’s in der traditionsreichen Boltenmühle nach dem Saunagang mit Waldblick und Erfrischung im See ordentlich Wild zu essen. Ein Ausflug in die Heimat von Theodor Fontane.

Langsam zieht der Ausflugsdampfer über die Seen. Im Wasser spiegeln sich die Bäume. Der Wind rauscht in den Blättern. Rechts und links erheben sich kleine Berge. Gut zwölf Kilometer schlängelt sich die Seenkette durch die „Ruppiner Schweiz“: Ruppiner See, Molchow-, Tietzen-, Zermützel- und Tornowsee. Sie liegt im gleichnamigen Naturpark zwischen Rheinsberg und Neuruppin.

Je weiter das Schiff sich von der Stadt Neuruppin entfernt und Richtung Norden zieht, desto weniger Häuser säumen die Seenufer. Bald sehen wir ringsum weit und breit nur noch Wald. Spätestens wenn der Ausflugsdamper den Tetzensee durchfährt. Am oberen Ende, am schmalen Übergang vom Tetzensee zum Zermützelsee, dort befinden sich Stendenitz und Zermützel. Zeit, um von Bord zu gehen.

Schon der alte Theodor Fontane hatte sich in die Gegend hier verliebt. Immerhin nur wenige Kilometer von seiner Heimatstadt Neuruppin entfernt. Was der große Dichter über Zermützel schrieb, erzählt die Fontane-App vom RBB.

Zu Fuß, zu Pferde oder auf dem Wasser weiter

Willst Du Dich weiter auf einem Kremser kutschieren lassen, dann kannst Du am Kremserhof Zermützel eine Kutschfahrt/Kremserfahrt buchen. Auf der gegenüberliegenden Seite befindet sich direkt am Seeufer die Waldschenke Stendenitz. Liebevoll, farbenfroh und familienfreundlich haben die Besitzer die rund 110jährige Ausflugsgaststätte aufgemöbelt. Im Restaurant gibt es regionale und saisonale Speisen, von Produzenten aus der Umgebung und mit frischen Zutaten aus dem kleinen Kräutergarten vorm Haus.

In einem reetgedeckten Holzhaus befindet sich das Waldmuseum Stendenitz, das über den Lebensraum für Flora und Fauna hier erzählt. Schon vor gut 80 Jahren begann der damalige Revierförster Hans Zander interessante und kuriose Dinge der Natur zu sammeln. Es ist das wahrscheinlich älteste Waldmuseum in Deutschland.

Auf Anfrage und vorherige Buchung liegen an der Waldschenke Paddelboote von Rhinpaddel bereit. Damit könntest Du auch auf dem Wasser in einem Kayak die fünf Kilometer lange Tour zur Boltenmühle bestreiten. Vom Zermützelsee geht’s ins Rottstielfließ und auf den Tornowsee. Hier herrscht motorbootfreie Zone – und damit ziemliche Stille auf dem See, der vom dichten Wald gesäumt ist. Übrigens hat Rhinpaddel seine Verleihstationen in Alt-Ruppin und Neuruppin, so dass Du auch die gesamte Strecke paddeln kannst.

„Wahrlich, möchte ich Müller von Boltenmühle sein“

Nur der Ausflugsdampfer von Neuruppin darf das Gewässer befahren. Dort, wo der Binenbach in den Tornowsee fließt, klappert die Boltenmühle. Hier ist Endstation für das Schiff. Soldatenkönig Friedrich Wilhelm I. ließ Kolonisten ansiedeln, um die seit Dreißigjährigem Krieg und Schwedenzeit flaue Wirtschaft anzukurbeln. 1718 erhielt Kaufmann Boldte die königliche Genehmigung hier eine Schneide- und später auch eine Mahlmühle zu bauen.

„Wahrlich, wenn ich nicht Herr von Rheinsberg wäre, möchte ich Müller von Boltenmühle sein, so ein idyllisch schönes Plätzchen …“, soll der Sohn des Soldatenkönigs Friedrich II. („der Große“) gesagt haben. Diese Schönheit wusste auch manch Wanderer zu schätzen; wie der Dichter Theodor Fontane, Kind des nahen Neuruppin. Also richtete 1932 Bäcker Schultze hier eine Ausflugsgaststätte ein. 1992 vernichtete ein Brand über Nacht das historische Gebäude.

Aus der Sauna in den See

Nun ist die Boltenmühle nach altem Vorbild wieder aufgebaut. Unter dem roten Ziegeldach des Fachwerkhauses sind Gästezimmer und ein Restaurant mit Garten untergebracht. Das Besondere: Ein Abzweig des Binenbachs fließt mitten durch die Gaststube. Auf der Karte stehen regionale Gerichte mit Fisch und Wild aus der Umgebung. Für den kleineren Geldbeutel gibt es einen Selbstbedienungsstand im Garten.

Wer im Herbst oder Winter kommt, kann sich in der Sauna der Boltenmühle kräftig aufwärmen – mit Blick direkt in den dichten Wald und auf den benachbarten Mühlensee. Und zum Abkühlen führen Stufen von der Saunaterrasse direkt in den See. Herrlich! Und wer im Sommer kommt, findet natürlich entlang der Seenkette zahlreiche Badestellen.

Dem Bach entlang zur schönen Sabine

Durch den dichten Buchenwald führt ein Wanderweg durch das schmale Tal des Binenbach, vorbei an kleinen Schluchten rechts und links bis zum Kalksee (2 km). Wer dort am Strand seine Füße ins Wasser hält, stellt fest: Es ein wenig kälter als in den unteren Seen, und dafür glasklar. Schließlich wird der Kalksee direkt aus den umliegenden Quellen gespeist.

Ein kleines Dorf drängt sich zwischen Seeufer und Berghängen: Binenwalde. Förster Cusig siedelte auf königlichen Geheiß Kolonisten an (1753). Gegenüber dem alten Guthaus steht, etwas versteckt hinter Bäumen, ein Denkmal für die schöne Sabine. Die spätere Förstersfrau soll eine Romanze mit dem jungen Friedrich II. gehabt haben, als er auf Schloss Rheinsberg lebte. Noch prangt auf dem Sockel nur die Silhouette des zerstörten Standbilds. Unter Linden im Biergarten der Gaststätte Hacker kann man sich bei einem deftigen Essen oder Kaffee und Kuchen für die Rücktour stärken.

Übrigens: Willst Du Wölfe, Luchse, Wildkatzen oder Wisente sehen? Oder im Eulenwald Uhus beobachten? Der Tierpark Kunsterspring drei Kilometer von Boltenmühle und Binenwalde zeigt heimische, aber selten zu beobachtende Tierarten – mit Schaufütterungen und geführten Parktouren.

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Mit Bus, Bahn und Boot in die „Schweiz“

Der Regionalexpress RE 6 der Deutschen Bahn fährt jede Stunde von Berlin, Spandau und Hennigsdorf nach Neuruppin Rheinsberger Tor. Am Bürgerbahnhof hält die Touristeninformation Auskünfte und Wanderkarten bereit. Alle Fahrpreise und Fahrpläne beim Verkehrsverbund VBB.

In einer Viertelstunde Fußweg ist der Schiffsanleger am Ruppiner See zu erreichen – gleich neben der Fontanetherme. Die Ausflugsschiffe verkehren von April bis Oktober: Fahrplan und Fahrpreise unter www.schifffahrt-neuruppin.de

Die Buslinien 764 und 770 verkehren Mo-Fr mehrmals pro Stunde, Sa+So alle zwei Stunden Bahnhof Neuruppin Rheinsberger Tor nach Alt-Ruppin, Kirche. Guter Ausgangspunkt für die komplette Wanderung an der Seenkette entlang (bis Boltenmühle 15 km, bis Binenwalde 18 km, bis Tierpark Kunsterspring 20 km). Dort befindet sich auch ein Bootsverleih.

Die Buslinie 762 verkehrt nur Mo-Fr mehrmals täglich vom Bahnhof Neuruppin Rheinsberger Tor zum Tierpark Kunsterspring (15 min), zur Haltestelle Steinberge (nahe Boltenmühe) und nach Gühlen Glienicke (20 min, nahe Binenwalde). Rufbus: An Ferientagen muss man den Bus meist 60-90 min vor Abfahrt vorbestellen unter 03391-400618.

Nördlicher Wanderweg: Schiffsanleger Waldschenke Stedenitz – Boltenmühle – Binenwalde 8 km – Boltenmühle 12 km – Tierpark Kunsterspring 15 km

Südlicher Wanderweg: Bushaltestelle Alt-Ruppin, Kirche – Stedenitz 8 km – Boltenmühle 14 km, retour 28 km (folgt dem Ruppiner-Land-Rundwanderweg)

Auf geht’s: Dein Fahrplan und Fahrpreis

 
 
Michael Bartnik
Vor 20 Jahren, als ich in einem kleine Reisebüro Ferien verkaufte, brachte die Deutsche Bahn ihr legendäres Schönes-Wochenende-Ticket auf den Markt, das den Wochenendtrip viel erschwinglicher machte. Wir erfanden einen Reiseführer für Bahnausflüge.