Es war eine gigantische Armee von 2,5 Millionen sowjetischen Soldaten, die am 16. April 1945 ihren letzten großen Angriff begann. Ziel war Berlin, Hauptstadt und Schaltzentrale des „Dritten Reichs“. Der deutsche Nationalsozialismus sollte ein für alle Mal zerschlagen werden. Nach 16 Tagen intensivster Kämpfe lag ein Großteil der einst prachtvollen Metropole in Trümmern. Über 200.000 Soldaten und Zivilisten kamen dabei ums Leben. Überall in der Stadt erinnern die „Wundmale“ heute noch an die letzte große Schlacht des Zweiten Weltkriegs in Europa.
Die stillen Zeugen:
- Der erste Schritt in die Stadt: Haus vom 21. April
- Schutz hinter massiven Betonwänden: Der Anhalter-Luftschutzbunker
- Einschusslöcher: Zeugen schwerer Schießereien
- Brutale Hinrichtungen in der ganzen Stadt
- An der Moltkebrücke: Der letzte Angriff
- Lang ersehnter Sieg: Die Eroberung des Reichstags
- Übergabe der Hauptstadt: Haus am Schulenburgring
- Bedingungslose Kapitulation: Das Ende des Weltkriegs in Karlshorst
- Orte des Gedenkens
- Was von Führerbunker und Reichskanzlei übrig blieb
- Das große Aufräumen: Trümmerberge
Der erste Schritt in die Stadt: Haus vom 21. April
Die Divisionen der Roten Armee überquerten in der Nacht vom 21. auf den 22. April 1945 die Berliner Stadtgrenze und kamen aus dem Osten in die Landsberger Allee. Obwohl es historisch keine Beweise gibt, soll das Haus mit den roten Fassaden in der Landsberger Allee 563 (1 auf der Karte unten) das erste Haus sein, das von sowjetischen Soldaten befreit wurde. Zu DDR-Zeiten wurde es zum Denkmal. Auf der Fassade des Hauses steht in russischer Sprache: Победа на Берлин (Sieg über Berlin) sowie das Datum. Rotarmisten hissten auf dem mittelalterlichen Kirchturm in Marzahn ein rotes Banner.
Für die deutsche Wehrmacht war die Schlacht verloren, bevor sie überhaupt begann. Die Rote Armee war den Nazis weit überlegen, als sie sich am Stadtrand von Berlin versammelte, auch in Panzern, Flugzeugen und Artillerie.
Schutz hinter massiven Betonwänden: Der Anhalter-Luftschutzbunker
Seit Beginn des Krieges wurde die Bevölkerung Berlins von über 360 Luftangriffen der amerikanischen, britischen und französischen Luftwaffe getroffen – mit dem Höhepunkt am 3. Februar 1945, als fast eintausend Bomber der US-Luftwaffe einen massiven Angriff auf die Innenstadt unternahmen.
Als sich die Rote Armee Berlin näherte, war die Bevölkerung ständig weitreichenden Luft- und Mörserangriffen ausgesetzt. Oberirdisch mussten die Bürger brutale Kämpfe vor fanatischem Widerstand der Wehrmacht, der SS und der Volkssturm-Miliz fürchten, die ihre Stadt zu Tode verteidigten. Aus diesen Gründen mussten Zivilisten die meiste Zeit in Kellern oder Notunterkünften in den Tunneln und Bunkern der U-Bahn verbringen. Bis 1941 wurden fünf riesige öffentliche Unterkünfte (Zoo, Anhalter Bahnhof, Humboldthain, Friedrichshain und Kleistpark) fertiggestellt, die 65.000 Menschen Schutz boten.
Der Komfort und die Bedingungen in diesen Unterkünften verschlechterten sich von Stunde zu Stunde, da in den letzten Tagen der Schlacht die Wasser- und Stromversorgung sowie die Abwassersysteme zusammenbrachen.
Der Bunker am Anhalter Bahnhof ist einer der größten Luftschutzbunker, die heute noch existieren und zugänglich sind (2 auf der Karte unten). Es handelt sich um einen massiven Bunker mit fünf Stockwerken, etwa 100 Zimmern und einer 3,8 Meter dicken Stahlbetondecke. Es sollte ursprünglich 3.500 Menschen Schutz bieten, beherbergte aber in den letzten Kriegstagen über 12.000 Menschen unter unvorstellbaren schrecklichen Bedingungen. Die Zivilbevölkerung musste dicht gedrängt stehen und die Temperaturen stiegen auf bis zu 60 Grad Celsius, da die Lüftungssysteme die Menschenmassen nicht bewältigen konnten.
Nur eine Ruine des Portals ist vom heftig umkämpften Anhalter Bahnhof übrig geblieben. Der Luftschutzbunker überlebte den Krieg relativ unbeschadet.
Der Bunker wurde zwar getroffen, es gab jedoch keine ernsthaften Schäden und er überlebte den Krieg relativ unbeschadet. Der ehemalige Luftschutzkeller beherbergt jetzt die Ausstellung „Hitler, wie ist es passiert?“. Einschließlich eines maßstabsgetreuen Modells von Hitlers Bunker und eines Modells des Raumes, in dem er Selbstmord begangen hat.
Die Schutzräume im Humboldthain (3) und im Volkspark Friedrichshain (4) sind ebenfalls gut sichtbar und in den Park integriert. Die Tour Vom Flakturm zum Trümmerberg von den Berliner Unterwelten nimmt Dich mit in die faszinierende unterirdische Ruinenlandschaft des Humboldthain Bunkers.
Einschusslöcher: Zeugen schwerer Schießereien
Die Rote Armee machte in Berlins Vororten schnelle Fortschritte, stieß jedoch in den dicht bebauten und bevölkerungsreichen Stadtteilen auf immense Widerstände durch Wehrmacht, SS und Volkssturm-Miliz. Soldaten mussten Straße für Straße und Haus für Haus in intensiven Gefechten Mann gegen Mann erobern. Das führte zu schweren Verlusten. Also beschloss das Armeekommando, zuerst mit Artillerie auf Gebäude zu schießen – schwere Schäden an Häusern und Infrastruktur sind noch heute stille Zeugen der Schießereien.
Obwohl die meisten dieser Spuren und Einschusslöcher repariert wurden, findest Du an mehreren Orten in der Stadt immer noch an vielen der Gebäude „Wunden der Gefechte“.
Große Hamburger Straße Reinhardtstraße Invalidenfriedhof Villa Parey Am Kupfergraben Neues Museum Martin Gropius Bau
Der 22. April 1945 war ein grauer, wolkiger Sonntag. Die Geschäfte waren noch geöffnet und Sonderrationen wurden an Zivilisten verkauft: 200 Gramm Brot, 36 Gramm Fleisch, 18 Gramm Fett. Einen Tag später wurde der U-Bahnverkehr auf immer mehr Linien eingestellt. Die ehrwürdige Zeitung „Morgenpost“ gab ihre letzte Ausgabe heraus. Hungrige Berliner griffen Bäckereien und Lebensmittelgeschäfte an. Auch die SS-Truppen erschreckten die Bevölkerung mit einem der letzten Befehle Hitlers: „Jeder, der Maßnahmen propagiert oder gar billigt, die unsere Widerstandskraft schwächen, der ist ein Verräter. Er ist augenblicklich zu erschießen oder zu erhängen“.
Brutale Hinrichtungen in der ganzen Stadt
Die Atmosphäre in der ganzen Stadt war apokalyptisch. Die brutale Nazi-Clique im Führerbunker wollte den Krieg auf Kosten der Berliner Bevölkerung um viele weitere Tage verlängern. Sogar Kinder und ältere Menschen waren gezwungen, die Reichshauptstadt zu verteidigen. „Abzuhauen war nie eine Option: Es bedeutete die Todesstrafe“, sagt Ernst Kleine, der zu dieser Zeit ein 19-jähriges Mitglied der Luftwaffe war.
Werner Eckert, der als Kind die Schlacht von Berlin in Steglitz erlebte, war schockiert über die Grausamkeit der Nationalsozialisten im Umgang mit jungen Deserteuren. Soldaten, die weiße Bandagen zur Kapitulation legten, wurden von der SS aufgehängt. „Ich musste auch selbst ein Pappschild schreiben: ‚Ich war ein Feigling, ich wollte das Deutsche Reich dem Kommunismus übergeben.‘ Am Rathaus von Steglitz (11) hing einer und an der Albrechtstraße ein weiterer armer Soldat. Es war fanatisch, alle mussten weiter kämpfen, weil sie Angst hatten, von SS-Truppen gehängt oder erschossen zu werden. Das war das Schlimmste, was ich als Junge erlebt habe.“
Die SS tötete nicht nur Soldaten, sondern exekutierte auch brutal Zivilisten, die weiße Fahnen hissten, und ließ sie öffentlich an Kreuzungen, Brücken und Plätzen hängen, um die Bevölkerung zu erschrecken. Am Zionskirchplatz (12) wird Schneidermeister Friedrich Schwarz vor seiner Hängung brutal gefoltert, nachdem er in der Rheinsberger Straße 31 eine weiße Fahne aus seinem Fenster gehisst hatte. In der Reppichstraße in Schöneberg wird ein deutscher Soldat an einen Laternenpfahl gehängt. Das Schild an seinem Hals zeigt: „Ich, Unteroffizier Lehmann, war zu feige, Frauen und Kinder zu verteidigen. Darum hänge ich hier“. (Quelle: Zeitzeugen-Portal).
Ab Mittwoch, 25. April, wurde das Leben immer schwieriger, da die Strom- und Lebensmittelversorgung sowie die Wasser- und Abwassersysteme zusammenbrachen. Das Risiko einer Epidemie stieg drastisch an. SS-Kommandotruppen schwärmten weiterhin durch die Stadt, um Deserteure zu liquidieren.
Die Rote Armee wollte nicht als Eroberer, sondern als Befreier kommen: Viele Zivilisten bekamen nach langer Zeit ihr erstes Stück Brot oder Suppe von sowjetischen Soldaten. General Bersarin wurde bereits während der Schlacht als erster sowjetischer Stadtkommandant in Berlin ernannt, um sich um die Zivilbevölkerung zu kümmern.
An der Moltkebrücke: Der letzte Angriff
Am 28. April ist Hitlers Reichskanzlei (14) bereits ein Trümmerhaufen und vom Dritten Reich sind nur noch wenige Quadratkilometer übrig. Auch wenn das Parlamentsgebäude während der Nazizeit praktisch keine Rolle spielte, ist der Reichstag (15) das symbolische Endziel der Roten Armee.
Das Herz des Verteidigungsgebietes, des Regierungsgebietes und der Neuen Reichskanzlei mit dem Führerbunker heißt Zitadelle. Vor der Eroberung des Reichstags mussten die russischen Soldaten zunächst die Zitadellen-Verteidigungslinie durchbrechen, indem sie die Moltkebrücke (13) in der Nähe des Berliner Hauptbahnhofs überquerten. Der Reichstag war nur 600 Meter entfernt, jedoch gestaltete sich das Vorankommen schwierig. Sie begannen ihren Angriff auf den Reichstag am 28. April 1945.
Die Moltkebrücke wurde auf beiden Seiten verbarrikadiert und von 5.000 SS-Soldaten und der Volkssturm-Miliz schwer verteidigt. Die Nazis sprengten einen Brückenbogen in der Hoffnung, den Vormarsch der russischen Soldaten stoppen zu können. Aber mit wenig Erfolg. Um Mitternacht des 28. April überquerte die Rote Armee die Brücke und rückte weiter zum Reichstag (15) vor. Die Schweizer Botschaft ist eines der wenigen Gebäude, das die schweren Kämpfe um de Reichshauptstadt überstanden hat. Sie steht noch heute. Die Rote Armee nutzte es während des Angriffs auf den Reichstag als Feuerleitstelle.
Der Fallschirm-Panzergrenadier Ernst Kleine musste während der Schlacht um Berlin die Reichshauptstadt verteidigen und feierte seinen 19. Geburtstag in einem U-Bahntunnel. „Wir haben uns ständig in den Tunneln versteckt und nicht gewusst, ob die Russen hinter oder vor uns waren. Wir haben von Tag zu Tag bis zum 2. Mai gelebt.“
Lang ersehnter Sieg: Die Eroberung des Reichstags
Die Eroberung des Reichstags war eines der letzten Gefechte in der Schlacht um Berlin.
Am 30. April 1945, während im Keller des Gebäudes noch Kämpfe stattfanden, hissten die Offiziere Jegorow und Kantarija die sowjetische Flagge auf der Rückseite des Daches, mit Blick auf das Brandenburger Tor. Die beschriebene Szene wurde am 2. Mai nachgestellt, was zu einem der berühmtesten, historischen Bilder des Zweiten Weltkrieges führte – ein Zeichen des endgültigen Sieges über Nazi-Deutschland. Auch auf dem Brandenburger Tor wehte bereits am 2. Mai um 6:55 Uhr Moskauer Zeit neben der sowjetischen auch die weiß-rote Flagge Polens über den Ruinen der Stadt.
Nach der Befreiung Berlins hinterließen mehrere sowjetische Soldaten ihre Spuren an den Wänden des Reichstagsgebäudes. Teile des Graffitis sind noch heute sichtbar.
Rückseite des Reichstages, wo Rotarmisten die Rote Fahne hissten Grußbotschaften im Reichstagsgebäude – Schautafel im Museum Karlshorst Berlin Rote Fahne auf dem Reichstag, 2. Mai 1945
Übergabe der Hauptstadt: Haus am Schulenburgring
Am 30. April 1945 begangen Adolf Hitler und Eva Braun in ihrem Bunker unter der Neuen Reichskanzlei Selbstmord. Obwohl die verbleibenden Nazis versuchten, mit dem Kommando der Roten Armee zu verhandeln, gab es für die Alliierten keinen anderen Weg als die bedingungslose Kapitulation des Dritten Reiches.
Anfang Mai 1945 war das Wohnzimmer von Anni Goebels am Schulenburgring (16) in Tempelhof ein zentraler Punkt der Weltgeschichte. In den letzten Tagen der Schlacht um Berlin hatte der sowjetische General Tschuikow sein Hauptquartier in Annis Wohnung im Erdgeschoss eingerichtet. Am 2. Mai unterzeichnete der deutsche General Weidling, der letzte Befehlshaber der Berliner Verteidigungstruppen, die Kapitulation auf Annis Salontisch. Sechs Tage später wurde in Berlin-Karlshorst die bedingungslose Kapitulation der deutschen Streitkräfte unterzeichnet, die das Ende des Zweiten Weltkriegs einläutete.
Das Haus am Schulenburgring 2 steht heute noch. An der Fassade befindet sich eine Gedenktafel zu diesem geschichtsträchtigen Ereignis. Annis „Kapitulationstisch“ ist heute im Museum Karlshorst ausgestellt.
Bedingungslose Kapitulation: Das Ende des Weltkriegs in Karlshorst
Einige Tage nach der Kapitulation Berlins unterzeichnete der deutsche General Keitel die bedingungslose Kapitulation aller deutschen Streitkräfte zum Ende des Zweiten Weltkriegs in Europa. Standort war eine ehemalige Pionierschule der deutschen Armee in Berlin Karlshorst in der Nacht vom 8. auf den 9. Mai 1945. Das Gebäude ist heute ein Deutsch-Russisches Museum (17), dessen ständige Ausstellung den Vernichtungskrieg aus nationalsozialistischer und sowjetischer Perspektive zeigt.
Neben dem historischen Kapitulationsraum sind einige interessante Ausstellungsstücke zu sehen: der ursprüngliche Esstisch, an dem die Kapitulation Berlins unterzeichnet wurde zum Beispiel. Oder ein Flugblatt der Roten Armee vom 27. April 1945, „Berlin ist eingekesselt“, mit dem Aufruf zur Kapitulation der Bevölkerung Berlins. Ebenfalls dort ausgestellt: ein originaler Berlin-Stadtplan, gefunden auf Hitlers Schreibtisch im Führerbunker, auf dem die Berliner Verteidigungszonen abgebildet sind.
Museum Karlshorst Sturm auf den Reichstag Sowjetpropaganda Verteidigungsplan, gefunden im Führerbunker Der ursprüngliche Kapitulationssaal, wo ein Film die Unterschreibung der Kapitulation zeigt
Orte des Gedenkens
Während der Schlacht wurden gefallene Soldaten größtenteils an Ort und Stelle begraben. Nach dem Krieg wurden drei größere Denkmäler und Friedhofstätten errichtet, um an die rund 80.000 gefallenen russischen Soldaten zu erinnern, die während der Schlacht um Berlin umkamen.
Das wahrscheinlich bekannteste ist das Sowjetische Ehrenmal im Tiergarten (18). Es ist das kleinste, aber aufgrund seiner zentralen Lage in der Nähe des Reichstags und des Brandenburger Tors leicht zu erreichen. Die beiden sowjetischen T-34-Panzer sollen Berlin als erste erreicht haben und werden hier als ‚Waffen des Sieges‘ präsentiert.
Das Sowjetische Ehrenmal im Treptower Park (19) ist heute das größte Kriegsdenkmal in Deutschland. Es dient auch als Grab für 7.000 gefallene Rotarmisten. Die imposante Figur auf dem Mausoleum zeigt einen Soldaten, der ein gerettetes deutsches Kind trägt und auf einem zertrümmerten Hakenkreuz steht.
Am Eingang des Geländes sehen wir die Trauer von Mutter Heimat (oder Mütterchen Russland), die durch die Allee von Trauerweiden symbolisiert wird, die zum Friedhof führen. 16 weiße Kalkstein-Sarkophage stehen entlang der Hauptachse. Sie sind mit Reliefs aus der Geschichte des „Großen Vaterländischen Krieges der Sowjetvölker“ versehen und tragen Zitate von Josef Stalin und seiner Weltanschauung.
Die Gegend ist auch eine „friedliche Oase“ in einer pulsierenden Stadt: ein Ort, an dem die Zeit stehen geblieben ist. Die Bundesrepublik hatte sich bei den Zwei-plus-Vier-Verhandlungen zur deutsch-deutschen Vereinigung 1990 bereit erklärt, die Kriegsgräberstätten dauerhaft zu unterhalten und zu pflegen. Heute hauchen am Wochenende Tangotänzer dem Ort neues Leben ein.
Das Sowjetische Ehrenmal Schönholzer Heide (20) ist mit 13.200 gefallenen Soldaten der größten russischen Friedhof Europas außerhalb Russlands. Immer noch strömen Besucherinnen und Besucher hierher, um den Gefallenen ihren Tribut zu zollen. Immer wieder stehen hier Blumen, Kerzen oder Bilder gefallener Soldaten.
Schönholzer Heide Schönholzer Heide Bild eines gefallenen Soldaten Gedenktafel Invalidenfriedhof Denkmal des polnischen Soldaten und deutschen Antifaschisten im Volkspark Friedrichshain Denkmal des polnischen Soldaten und deutschen Antifaschisten im Volkspark Friedrichshain
Was von Führerbunker und Reichskanzlei übrig blieb
Hitlers „Neue Reichskanzlei“ war das Machtzentrum im Dritten Reich. Das riesige, 421 Meter lange Gebäude in der Voßstraße mit seinen endlosen Gängen und riesigen Salons schüchterte seine Besucher wahrlich ein. Während des Angriffs auf Berlin zerlegte das russische Artilleriefeuer den Großteil des Gebäudes und nach dem Krieg wurde es von den Sowjets eingeebnet. Der Führerbunker unter der Neuen Reichskanzlei (14), in der Hitler Selbstmord begangen hatte, wurde nie vollständig abgerissen. Einige Korridore des Bunkers existieren noch, sind aber für die Öffentlichkeit nicht zugänglich.
An der Ecke Voßstraße/Wilhelmstraße zeigt eine Infotafel das einstigen Zentrum der Macht im damaligen Regierungsviertel. In der Gertrud-Kolmar-Straße klärt eine weitere Tafel über den Führerbunker auf.
Nach Artikeln in den Magazinen ‚Der Spiegel‘ (1950) und ‚Illustrierte historische Hefte‘ (1976) wurden Teile der berühmten Marmorwände der Reichskanzlei für den Bau des Sowjetischen Ehrenmals Treptower Park (19) und für die Reparatur des kriegsversehrten U-Bahnhofs Mohrenstraße (21) verwendet. Für eine fast vollständig zerstörte Stadt, in der es an Baumaterial mangelte und schnelle Lösungen benötigt wurden, klingt das nicht unwahrscheinlich. Dennoch: Später wurde es widerlegt .
Wenn Du ein Stück von Hitlers letzter Festung sehen willst, besuche die Germania-Ausstellung des Geschichtsvereins „Berliner Unterwelten“. Sie ist in einem Bunker im U-Bahnhof Gesundbrunnen (25) untergebracht. Hier findest Du ein Säulenfragment vom westlichen Eingang der Neuen Reichskanzlei. Die kleine, eindrucksvolle Ausstellung zeigt auch ein maßstabsgetreues Modell von Hitlers geplanter „Welthauptstadt Germania“. Es wurde für den Film „Der Untergang“ verwendet.
Sowjetisches Ehrenmal Ist das alles, was übrig blieb? Ausstellung „Mythos Germania“ Das letzte erhaltene Haus in der Voßstraße U-Bahnhof Mohrenstraße
Das große Aufräumen: Trümmerberge
Als der Krieg vorüber war, lag Berlin wahrlich am Boden. Ganze Straßenzüge waren zerstört. Kaum ein Haus ist unversehrt geblieben. Manchmal stehen noch die Außenwände. Oft ist es aber nur ein Haufen Schutt. Im Tiergarten standen von 200.000 Bäumen nur noch 700. Die Sowjetarmee beauftragte die Berliner selbst, ihre Straßen von den Trümmern zu befreien. Und so errichteten die meisten Berliner Berlin aus Stein, Stahl und Abfall. Alles was verwendbar war, wurde für den Wiederaufbau eingesetzt.
Im Volkspark Friedrichshain (4) liegen 2,1 Millionen Kubikmeter Kriegsschutt – zwei große Trümmerberge. Dort wurden nach Kriegsende Häuserreste aus Mitte, Friedrichshain und Prenzlauer Berg verschüttet. Sogar ganze Gebäude und Teile der Reichskanzlei sollen hier verschüttet sein.
Der Teufelsberg (22) wuchs in zwanzig Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg – aus gut 75 Millionen Kubikmetern Trümmer. Darunter begraben liegt die von Albert Speer entworfene, nie fertiggestellte militärtechnische Hochschule. Der Teufelsberg wuchs auf 120 Meter an und wurde damit damals zur höchsten Erhebung Berlins – höher noch als die (natürlichen) Müggelberge in Köpenick. Beste Voraussetzungen für einen der wichtigsten „Horchposten“ der US-Armee inmitten des sowjetischen Sektors.
Flakturm Humboldthain Teufelsberg Trümmerfrau-Denkmal, Volkspark Hasenheide Den Trümmerberg hoch joggen in Volkspark Friedrichshain Aussicht vom Großen Bunkerberg, Friedrichshain
Nachdem die Männer zu Millionen im Krieg gefallen waren oder in Gefangenschaft gerieten, waren es die Frauen, die die einst stolze Stadt mit ihrer eigenen Hände Arbeit wieder aufbauten. Mehrere Denkmäler erinnern an das Werk der „Trümmerfrauen“. Darunter ein Denkmal neben dem Roten Rathaus (23) und im Volkspark Hasenheide an den Rixdorfer Höhen (24).
Diese zwei Dutzend Orte sind „stille Zeugen“ der furchtbarsten Zeit, die Berlin, Deutschland, Europa und die Welt gesehen hat. Ein Krieg, der im Wesentlichen von Berlin ausging und hier gesteuert wurde, und über 60 Millionen Menschen das Leben kostete. Die „stillen Zeugen“ sind uns eine Mahnung, welche Folgen nationalistische und menschenverachtende Politik haben kann. Und wie wichtig Demokratie, Freiheit, Kooperation und Frieden sind. Die Eckpfeiler unseres heutigen Europas.
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