Kleinstes Gebirge im Osten: Wanderung durch die Märkische Schweiz

Da braucht es nur ein paar Berge, schon ist es eine „Schweiz“: In der Mark Brandenburg sind es die Berge rund um das malerische Städtchen Buckow. Das fast schon kleine Gebirge mitten in der brandenburgischen Streusandbüchse ist der dienstälteste Naturpark des Landes. Die eiszeitlich geformte Landschaft auf kleinstem Raum ist äußerst vielfältig und „reliefreich“. Sie ist geprägt von Waldseen und Bächen, Laubwäldern, Schluchten und Tälern.

Der Kneipp-Kurort Buckow hat sich nach der Wende herausgeputzt, um an die Erfolge im Fremdenverkehr als „Sommerfrische“ der Jahrhundertwende anzuknüpfen. Schon Fontane betitelte Buckow am Schermützelsee als „Perle der Märkischen Schweiz“.

„Wer den Harz, wer Thüringen und die Sächsische Schweiz kennt, ist manche liebe Stunde unter gleichen Bildern und Eindrücken bergan gestiegen. Tannen und Lärchenbäume fassen zu beiden Seiten die Hügelabhänge ein, Buchen und Birken sind in das Nadelholz eingestreut, der Kuckuck ruft, der Bach plätschert, und auf dem frischen Rasen, der das Wandern so leicht macht, liegen die Tannenäpfel oder spielen die Schatten und Lichter der Nachmittagssonne. So auch hier.“ (Theodor Fontane) Was der große Dichter noch über Buckow schrieb, erzählt die Fontane-App vom RBB.

Konzerte unter Eichen und Linden

Ausgangspunkt für die Wanderungen und Rundwege um die Fachwerkstadt ist der Marktplatz. Schon hier scharen sich die ersten Sehenwürdigkeiten. Ihn umstellen die Stadtkirche mit ihren barocken Zügen, die Touristeninformation, dem kleinen Kino „Parklichtspiele“, ein Lebensmittelgeschäft und das romantische Gasthaus Stobbermühle an der alten Wassermühle. Der Marktplatz ist Schauplatz eines der jährlichen Rosentage im Juni. Drei Tage lang verwandelt er sich in eine Flanier- und Schlemmermeile, mit Kinder-, Bühnen- und Musikprogramm.

Ein Torbogen führt hindurch in den alten Schlosspark. Dessen Hauptgebäude – ein Schinkelschloss – wurde bereits kurz nach dem zweiten Weltkrieg abgerissen. Seit vielen Jahren findet im Schatten der alten Bäume des Schlossparks immer wieder sonntags die sommerlichen Konzerte „Klassik im Grünen“ statt. Mit dem „Theater unten drunter“ hat die Kleinstadt wieder eine eigene Spielstätte: Dank des Engagements der Regisseure und Schauspieler ILa Schöppe und Oliver-Konrad Gerbig, das als Freilufttheater startete.

Mystisches Stobbertal

Um den Griepensee herum und an den Villen der Lindenallee vorbei führt der Weg zum Naturparkzentrum „Schweizer Haus“. Es informiert mit einer Ausstellung, Modellen und Installationen über Landschaft, Natur und Naturschutz. Von hier aus führt der schmale Weg immer an der sich plätschernd durchs Tal schängelnden Stobber entlang. Sümpfe und Teiche, umgestürzte Bäume mit grünem Moos geben dem Bachtal seine mystische Atmosphäre.

Nach drei Kilometer ist sind Tornow und die Pritzhagener Mühle erreicht. Von dort geht es um den Großen Tornowsee am fast schlossartigen Haus am Tornowsee vorbei Richtung Dachsberg. Entweder durch die enge Silberkehle. Hier ist der schmale Pfad oft feucht und steil und von umgestürzten Bäumen versperrt – ein kleines Abenteuer. Etwas spaziersamer ist der Wanderweg zwischen Großem und Kleinem Tornowsee hinauf auf den Dachsberg (106 m).

Aussichten danken den Aufstieg

Vom „Großen Stein“ zeigt sich ein großartiger Ausblick auf die Seen, Wälder und Berge der Märkischen Schweiz – im Hintergrund ragt die Kirchturmspitze von Buckow über den Wipfeln hervor. Der Poetensteig führt noch zu einem weiteren, ebenso eindrucksvollen Aussichtspunkt. Hier führt eine Abkürzung durch die „Wolfsschlucht“ zurück nach Buckow (3 km).

Unser Weg führt uns weiter auf dem Krugberg. Hinter den sanft geschwungenen Feldern die Dorfkirche von Pritzhagen. Kaum zu glauben, dass die spärlichen 126 m die höchste Erhebung dieser „reliefreichen“ Landschaft sind. Die Märkische Schweiz ist – wie die meisten Erhebungen in der Mark – eine Aufschüttung aus der letzten Eiszeit vor 100.000 bis 10.000 Jahren. Damals reichten die Gletscher zeitweise bis nach Brandenburg hinunter. Die zahlreichen Seen waren oft abgetrennte, riesige Eisblöcke (Toteis). Und die Täler entstanden oft durch abtauendes Schmelzwasser.

Mächtige Wurzelfichte

Durch die „Drachenkehle“ geht es langsam wieder hinab zum Sophienfließ. Noch ein paar Schritte bachaufwärts: Dort stand stolz und mächtig die berühmte Wurzelfichte mit seinem weit verzweigten Wurzelwerk, das sich am Hang festklammerte. Die 180 Jahre alte und 35 Meter hohe Fichte gehörte zum Pflichtprogramm jedes Buckow-Besuchs. Bis sie 2007 der Orkan Kyrill im Sturme fällte.

Der Wanderweg führt – mal auf Trampelpfaden, mal auf Holzbohlen – weiter durchs schlängelnde Bachtal des Sophienfließ‘. Zwischendurch haben Biber das Wasser aufgestaut. Auf mehreren Brücken wechselte der Weg die Uferseiten, bis das Sophienfließ am Stadtrand Buckows in den Schermützelsee mündet. Zum Ausspannen nach der Wanderung – oder zum Sonnenuntergang hinterm See lädt das Strandbad ein. Gleich gegenüber: Das Strandhotel.

Vom Schiffsanleger starten von April bis Oktober die über 140 Jahre alte Grande Dame „Scherri“ und der etwas jüngere Ausflugsdampfer „Seeperle“ zu ihren Rundfahrten über den Schermützelsee – mit Kaffee und Kuchen an Bord.

Die berühmtesten Sommerfrischler

Die Rundfahrt führt auch vorbei am Brecht-Weigel-Haus. Es ist Museum und Gedenkstätte für das Theaterehepaar Bertolt Brecht und Helene Weigel, das das Berliner Ensemble prägte und in dem Atelierhaus seinen Sommerwohnsitz hatte. Es entstand 1911 zunächst für den Bildhauer Georg Roch, dessen Skulpturen noch den weitläufigen Garten zieren. Sein Freund, der Jugendstil-Architekt Bruno Möhring, ermöglichte durch die große Fensterfront der „Eisernen Villa“ einen aparten Ausblick auf Garten und See.

Jede Stunde fährt die „Oderlandbahn“ RB 26 von Berlin-Lichtenberg oder Ostkreuz nach Müncheberg. Dort besteht tagsüber unmittelbar Anschluss an jeden Zug mit dem Bus 928 nach Buckow. Wie praktisch!

Mit dem Schweizer Oldtimer in die Märkische Schweiz

Viel schöner ist von Mai bis Oktober an Wochenenden und Feiertagen die Fahrt im historischen Triebwagen. Die Buckower Kleinbahn verhalf mit ihrer Eröffnung 1897 dem Fremdenverkehr zum Durchbruch. Die fünf Kilometer lange Nebenstrecke der einst bedeutenden „Ostbahn“ ist seit 1930 elektrifiziert. Die drei Triebwagen wurden zu DDR-Zeiten im S-Bahnausbesserungswerk Berlin-Schöneweide – teilweise aus älteren Waggons – gebaut und gewartet. Deshalb haben sie bis heute die typische S-Bahnlackierung der 1980er Jahre.

Nachdem der Bahnverkehr von Deutscher Bahn und Verkehrsverbund eingestellt wurde, übernahm 1999 der Eisenbahnverein Märkische Schweiz e.V. ehrenamtlich den Bahnbetrieb. Umso ärgerlicher: 2010 gleich 2x Diebe den Fahrdraht der Oberleitung auf einer Gesamtlänge von 1,5 km gestohlen. Private Sponsoren und Fans hatten 100.000 Euro für den Ersatz gespendet. Das Engagement des Vereins zeigt sich auch im Fahrzeugpark: Zuletzt hatten die Ehrenamtlichen einen Schweizer Triebwagen von 1915 vor der Verschrottung gerettet und nun aufgearbeitet.

Der Schuppen voller historischer Fahrzeuge, der alte Quecksilberdampfgleichrichter zur Stromversorgung und ein Bahnhof voller Geschichte sind im Eisenbahnmuseum in Buckow zu sehen.

Mit Bus und Bahn in die „Schweiz“

Die Regionalbahn RB 26 der Niederbarnimer Eisenbahn fährt jede Stunde von Berlin nach Müncheberg/Mark. Tagsüber besteht an jede Bahn Anschluss an die Buslinie 928 über Waldsieversdorf nach Buckow. Fahrpreise und Fahrpläne beim Verkehrsverbund VBB.

Viel schöner ist die Anreise mit den historischen Triebwagen der Buckower Kleinbahn. Sie verkehren von Mai bis Oktober. Fahrpreise und Fahrpläne unter www,buckower-kleinbahn.de

Ausflugsdampfer von 10-17 Uhr alle 30-60 Minuten von April bis Oktober vom Schiffsanleger neben dem Strandbad (Bushaltestelle Buckow, Strand). Fahrpläne und Fahrpreise unter www.seetoursms.de

Wanderweg Buckow – Großer Tornowsee 5 km – Krugberg – Wurzelfichte – Strandbad Buckow – Buckow 13 km

Auf geht’s: Fahrplan und Fahrpreis

 
 

Michael Bartnik
Vor 20 Jahren, als ich in einem kleine Reisebüro Ferien verkaufte, brachte die Deutsche Bahn ihr legendäres Schönes-Wochenende-Ticket auf den Markt, das den Wochenendtrip viel erschwinglicher machte. Wir erfanden einen Reiseführer für Bahnausflüge.

Fotos: Michael Bartnik.