Berlin ↔ München

Gutes Klimagewissen, entspannt zurücklehnen, keine Sicherheitskontrolle, keine Warteschlangen: Es gibt viele gute Gründe für eine Bahnfahrt auf der 500 km langen Strecke zwischen Berlin und München. Hier sind die besten Argumente, den Flieger links liegen zu lassen.

Fünf Fakten zur Fahrt

Berlin – MünchenBahn Flug
Reisezeit City – City 4 Stunden 5 Stunden
Verbindungen 20 ICE-Züge pro Tag,
davon 4 ICE-Sprinter
20 Flüge pro Tag
Preis inkl. Sitz/Gepäck Ab 19,90 Euro Ab 70 Euro
CO2-Emission 22 kg CO2 116 kg CO2
Klimaverträgliches Jahresbudget 1 % von 2.300 kg CO2 5 % von 2.300 kg CO2

Quelle: www.ecopassenger.org (zzgl. 1½ Std. Check-in bis Boarding, ¾ Std. Gepäckausgabe)

1. Die Reiseroute

Berlin Hauptbahnhof

Mit der Eröffnung des gläsernen Hauptbahnhofs und des Nord-Süd-Fernbahntunnels Mitte der 2000er ist das Bahnfadenkreuz Berlins vollendet. Schon in 1871 verband die Ringbahn die alten Kopfbahnhöfe. Seit 1882 schlängelt sich die Stadtbahn durch die Innenstadt und Berlins Geschichte. Zur Olympiade 1936 kam die Nord-Süd-S-Bahn hinzu. Damit hatte die schnell gewachsene Hauptstadt schon früh ein dichtes Verkehrsnetz, von dem sie bis heute profitiert. Während andere deutsche Metropolen mit ihren engen Kopfbahnhöfen an der Kapazitätsgrenze kämpfen, hat Berlin seit 2006 sogar zwei Querverbindungen durch die Stadt. Was man am Berliner Hauptbahnhof alles erleben kann, haben wir hier zusammengetragen.

Fläming

Die meisten ICE-Züge verkehren über die neue Schnellfahrstrecke über Halle/Leipzig und Erfurt. Zunächst geht es durch die weiten Felder des Niederen Fläming. Hier und da ein paar Dörfer und immer wieder Windräder und manchmal auch Windmühlen. Beeindruckend ist die Fahrt über die mächtige Elbe am Zentrum der Reformation Lutherstadt Wittenberg.

Anhaltiner Auen

Kurz hinter Halle/Saale (Sprinter) bzw. Leipzig (übrige ICE) geht es über die mit 6½ km längste Brücke Deutschlands quer durch die Saale-Elster-Auenlandschaft. Anschließend folgen mit Tempo 300 Brücken, Tunnel, Brücken, Tunnel und damit großartige Ausblicke auf das thüringische Becken – zum Beispiel wenn der ICE über das für seine Weinlagen bekannte Unstruttal saust (Rotkäppchen-Sektkellerei Freyburg, Himmelsscheibe von Nebra).

Altstadt Erfurt

Am Ende der Sprintstrecke ist das historische Erfurt erreicht: mit der romantischen Krämerbrücke mit den ältesten Profanbauten der Stadt, dem gewaltigen, gothischen Dom, der verwinkelten Altstadt mit ihren kleinen Lädchen oder dem zauberhaften Gartenschaugelände. Seit Fertigstellung der Neubaustrecken ist Erfurt das neue ICE-Drehkreuz in Thüringen. Also zwei, drei Aussteigen, denn mehrmals pro Stunde geht’s weiter!

Quer durch den Thüringer Wald

Auf der neu gebauten Sprintstrecke von Erfurt nach Nürnberg quer durch die Berge des Thüringer Walds wechseln sich 22 Tunnel (zusammen 41 km) und 29 Talbrücken ab (zusammen 12 km). Der Scheitelpunkt der Neubaustrecke liegt bei Goldisthal am Rennsteig. Eingerahmt von hohen Nadelwäldern, engen Tälern und schimmernden Stauseen. Im Haus der Natur von Goldisthal (nahe dem Kurort Masserberg) informiert ein Besucherzentrum über Bauvorhaben, Ingenieurbauwerke und Umweltausgleich. Seit der Neubaustrecke etwas aufwändiger zu erreichen und nicht so romantisch wie die alte Saalebahn, aber wunderbar wandernswert!

Deutsche Eisenbahngeschichte in Nürnberg

1835 fuhr die erste Eisenbahn in deutschen Landen: Die legendäre Ludwigsbahn vom fränkischen Nürnberg in die Nachbarstadt Fürth. Die industrielle Revolution kam mit dieser „Dampfmaschine auf Rädern“ so richtig ins Rollen. Diese legendäre 6 km lange Linie führte geradewegs durchs Pegnitz-Tal etwas abseits der heutigen Bahnstrecke. Vor Ort erinnert leider nichts mehr an die historische Trasse von Adler, Pfeil und Phoenix und wie die Dampflokomotiven so damals hießen. Nicht aber im DB Museum in Nürnberg. Hier wird die Geschichte der ganzen Eisenbahnepochen aufbereitet samt Nachbau des Premierenzuges.

2. Die Bahnfahrt

Zwischen Berlin und München verkehren stündlich InterCityExpress-Züge über Leipzig (ca. 4½ Stunden). Mehrmals am Tag werden sie durch die schnellen ICE-Sprinter über Halle/Saale (unter 4 Stunden) ergänzt.

Das WLAN im Zug wurde in den letzten Jahren deutlich ausgebaut und in der Mediathek sind Spielfilme, Dokus, Podcasts, Musik-Streams, Reportagen und Nachrichten erhältlich. Jeder ICE hat ein Bordrestaurant oder wenigstens ein kleines Bordbistro mit einer vielfältigen Getränke- und Speisenauswahl. In der komfortablen ersten Klasse besteht sogar Am-Platz-Service.

Berlin München ist inzwischen eine der meist genutzten Fernverbindungen in Deutschland: Deshalb empfiehlt sich gerade morgens und abends sowie an Freitagen und Sonntagen eine Sitzplatzreservierung oder ein Frühbucher in der 1. Klasse. Auf www.bahn.de und in der App DB Navigator wird die erwartete Auslastung des Zuges angezeigt.

3. Die Preise

Der frühe Vogel: Wer sich festlegen kann, nutzt bei der Deutschen Bahn am besten die Frühbuchertarife Sparpreis und SuperSparpreis. Die Preise beginnen bei 19,90 Euro pro Person/Fahrt (zusätzliche Rabatte mit Bahncard und Mitfahrern). Sie sind variabel und abhängig von z.B. Auslastung und Aktionen. Am teuersten ist die kurzfristig gebuchte Fahrt an Freitagen oder Sonntagen. Beim Suchen hilft der DB Sparpreisfinder unter www.bahn.de/sparpreisfinder.

Immer wieder: Wer öfter fahren will, nutzt bei der Deutschen Bahn am besten eine der BahnCards. Sie rabattieren die Fahrten um 25% oder 50% und gelten 3 Monate, 1 Jahr oder im Abonnement. Wer mehrmals monatlich pendelt, sollte über eine BahnCard 100 für das ganze deutsche Bahnnetz und den ÖPNV in den meisten deutschen Städten nachdenken.

Wege zur Fahrkarte: Tickets erhält man mit persönlicher Beratung am „Schalter“ im DB Reisezentrum in den großen Bahnhöfen oder in einem Reisebüro mit DB Agentur (auffindbar im DB Filialfinder). Bequem von Zuhause aus kann man auf www.bahn.de Preise vergleichen und Reisen buchen. Schnell geht’s am Fahrkartenautomaten auf den Fernbahnhöfen, aber Vorsicht vor Warteschlangen zur Hauptreisezeit. Am schnellsten geht’s über die App DB Navigator (zahlbar mit Kreditkarte und Girokonto). Onlinetickets von bahn.de können über die Buchungsnummer auch in den DB Navigator geladen werden, um das Ausdrucken zu sparen. Wer noch keine Fahrkarte hat, kann in Fernzüge (ICE, IC, EC) auch direkt einsteigen und beim Zugbegleiter sein Ticket kaufen (sofort melden, sonst gilt es als Schwarzfahren). Das kostet allerdings mindestens 19 Euro Aufpreis.

Copyright Cover Picture: München Tourismus / Jörg Lutz

Michael Bartnik
Michael Bartnik
Vor 20 Jahren, als ich in einem kleine Reisebüro Ferien verkaufte, brachte die Deutsche Bahn ihr legendäres Schönes-Wochenende-Ticket auf den Markt, das den Wochenendtrip viel erschwinglicher machte. Wir erfanden einen Reiseführer für Bahnausflüge.