Auf Schusters Rappen: Die schönsten Wanderungen durch Brandenburg

Dichte Wälder, sanfte Berge, weite Felder, mystische Sümpfe, plätschernde Bäche, glitzernde Seen, historische Bauten: Wanderungen in Brandenburg sind wie kleine Fluchten aus der Großstadt. Urlaub für einen Tag! Meist besser erreichbar mit Bus und Bahn, als man denkt – dank Stundentakt auf den meisten Regio-Linien und oftmals gutem Anschluss an zahlreiche Buslinien. Railtripping erkundet Brandenburg mit Dir „auf Schusters Rappen“ und zeigt Dir unsere schönsten Wanderungen der Mark.

Urlaub für einen Tag: Raus aus Berlin zu unseren Wandertouren

  1. Märkische Schweiz: Kleinstes Gebirge im Osten
  2. Glindower Alpen: Kleiner Urwald voller Schluchten
  3. Ruppiner Schweiz: Es klappert die Mühle am rauschen Bach
  4. Schlaubetal: Schönstes Bachtal Ostbrandenburgs
  5. Stechlinsee: Tiefster und klarster See am altem Kernkraftwerk
  6. Märkisches Wuppertal: Wiege der Industrie am Eberswalder Finowkanal
  7. Bachläufe, Waldseen, Berge und Täler: Weitere Wanderungen durch die Mark

Tour 1 – Kleinstes Gebirge im Osten: Die Märkische Schweiz

Da braucht es nur ein paar Berge, schon ist es eine „Schweiz“: In der Mark Brandenburg sind es die Berge rund um das malerische Kurstädtchen Buckow. Eingebettet zwischen Schermützelsee, Griepensee und Buckowsee. Das fast schon kleine Gebirge mitten in der brandenburgischen Streusandbüchse ist der dienstälteste Naturpark des Landes. Die eiszeitlich geformte Landschaft auf kleinstem Raum ist äußerst vielfältig und „reliefreich“. Sie ist geprägt von Waldseen und Bächen, Laubwäldern, Schluchten und Tälern. Komm mit, mit der historischen Kleinbahn in den traditionsreichen Kneipp-Kurort, durchs mystische Stobbertal, zwischen den beiden Tornowseen durch die enge Silberkehle zu den Aussichtspunkten auf Dachsberg und Krugberg, durch die Drachenschlucht zur berühmten Wurzelfichte und am plätschernden Sophienfließ zum Strandbad Buckow. Und vielleicht mit dem Ausflugsdampfer über den Schermützelsee mit Kaffee und Kuchen am Brecht-Weigel-Haus vorbei.

Die ganze Tour findest Du im separaten Ausflugstipp in die Märkische Schweiz

Wanderweg: Buckow – Großer Tornowsee 5 km – Krugberg – Wurzelfichte – Strandbad Buckow – Buckow 13 km

Anreise: RB 26 bis Müncheberg/Mark – Buckower Kleinbahn oder Buslinie 928 bis Buckow

Tour 2 – Kleiner Urwald voller Schluchten: Glindower Alpen

Die Glindower Alpen sind eine kleine Überraschung: Ein rechter Wandergeheimtipp im Umland von Potsdam, südlich von Werder/Havel. Eine Mittelgebirgslandschaft auf 120 Hektar mit steilen Pfaden in 40 Meter tiefe Schluchten und zu verwunschenen Teichen. Ein kleiner ein Urwald, der der Natur überlassen ist. Und doch erst durch Menschenhand entstand. Wie er aus dem märkischen Sand erwuchs, welche historische Bedeutung und beeindruckende Geschichte dieser Ort südlich von Glindow hatte, das erfährst Du in diesem Wandertipp.

Ein bisschen Tudor, ein bisschen Maurenkastell, ein bisschen englischer Landschaftsgarten: Er nimmt Dich auch mit ins benachbarte und herrschaftliche Petzow, wo Schinkel und Lenné Hand anlegten: Es entstanden ein bemerkenswertes Landschloss mit Schlosspark und Schlosskirche verbunden durch eindrucksvolle Sichtachsen und gelegen zwischen drei Seen.

Die ganze Tour findest Du im separaten Ausflugstipp in die Glindower Alpen

Wanderweg: Glindow – Glindower Alpen – Petzow 7 km – Glindow 10 km

Anreise: RE 1 bis Werder/Havel – Buslinien 633 und 641 bis Glindow – ggf. Schiff Petzow Potsdam

Tour 3 – Es klappert die Mühle am rauschenden Bach: Seenkette Ruppiner Schweiz

Wie an einer Perlenkette sind sie aufgereiht die Seen zwischen den Bergen der Ruppiner Schweiz. Diese Wanderung führt dich diesmal mit dem Schiff von der Bahn mitten in den Wald. Nach einer ausgedehnte Wanderung gibt’s in der traditionsreichen Boltenmühle nach dem Saunagang mit Waldblick und Erfrischung im See ordentlich Wild zu essen. Ein Abzweig des Binenbachs fließt mitten durch die Gaststube. Durch den dichten Buchenwald führt ein Wanderweg durch das schmale Bachtal bis zum kalten Kalksee. Zwischen Seeufer und Berghängen drängt sich das Dorf Binenwalde – benannt nach der legendär schönen Sabine, der ein Denkmal gewidmet ist. Einige Kilometer weiter zeigt Dir mit dem im Wald der Tierpark Kunsterspring Wölfe, Luchse oder Wisente. Ein Ausflug in die Heimat von Theodor Fontane.

Die ganze Tour findest Du im separaten Ausflugstipp in die Ruppiner Schweiz

Nördlicher Wanderweg: Schiffsanleger Waldschenke Stedenitz – Boltenmühle – Binenwalde 8 km – Boltenmühle 12 km – Tierpark Kunsterspring 15 km

Anreise: RE 6 bis Neuruppin Rheinsberger Tor – Ausflugsschiff vom Ruppiner See nach Stedenitz oder zur Boltenmühle (April bis Oktober) oder Bus 762 (nur Mo-Fr)

Südlicher Wanderweg: Bushaltestelle Alt-Ruppin, Kirche – Stedenitz 8 km – Boltenmühle 14 km, retour 28 km (folgt dem Ruppiner-Land-Rundwanderweg)

Anreise: RE 6 bis Neuruppin Rheinsberger Tor – Bus 764 oder 770 bis Alt-Ruppin (täglich)

Tour 4 – Schönstes Bachtal Brandenburgs: Naturpark Schlaubetal

Es soll das schönste Bachtal Brandenburgs sein: Das Schlaubetal ganz im Osten der Mark südlich von Frankfurt/Oder. Wir zeigen Dir die schönsten Abschnitte: Das romantische Flüsslein plätschert durch weite Wälder, durchfließt idyllische Naturseen, mystische Sumpf- und Wiesenlandschaften. Durchs Tal kommst Du nur zu Fuß oder Mountainbike hindurch. Dafür gibt’s alle paar Kilometer Gaststätten in den ehemaligen Wassermühlen, die vor Jahrhunderten von fleißigen Müllern betrieben wurden. Malerisch klingen ihre Namen: Kupferhammer, Ragower Mühle, Bremsdorfer Mühle, Kieselwitzer Mühle, Schlaubemühle und Forsthaus Siehdichum. Je weiter talaufwärts, umso romatischer. Sie sind nicht nur durch einen zauberhaften Wanderweg ab Müllrose durchs Bachtal und an den Waldseen verbunden sondern auch durch einen praktischen Ausflugsbus. An manchen Mühlen plätschert noch das Mühlrad, immer wieder wird das traditionelle Müllerhandwerk gezeigt, in den meisten empfängt eine Gastwirtschaft die Wandernden.

Die ganze Tour findest Du im separaten Ausflugstipp ins Schlaubetal

Wanderweg: Müllrose – Kupferhammer – Bremsdorfer Mühle 15 km – Schlaubemühle 22 km – Wirchensee – Schlaubemühle 25 km (kürzere Wanderungen ab Bremsdorfer Mühle oder Schlaubemühle talaufwärts)

Anreise: RE 1 bis Jacobsdorf/Mark – Ausflugsbus A400 bis Müllrose, Kupferhammer, Bremsdorfer Mühle, Schlaubemühle (April bis Okt Sa+So) oder RB 36 täglich bis Müllrose, Mixdorf, Grunow

Tour 5 – Tiefster und klarster See am alten Kernkraftwerk: Fontanes Stechlin

Es ist einer Tour mit großem Gegensatz: Eben wandern wir durch weite Wälder, an tiefen Seen und klaren Bächen, durch die alte Heimat den großen Dichters Theodor Fontane … und dann das: Plötzlich stehen wir mitten im Wald vor einem ehemaligen Kernkraftwerk. Der erste kommerzielle Reaktor der DDR aus den 1960er Jahren überragt die Wipfel. Die einsame Natur und die tiefen Waldseen der Rheinsberger Seenplatte booten einst beste Bedingungen zur Stromerzeugung. Verbunden durch eine vergessene Werkbahn. Und längst stillgelegt und mitten im Rückbaus.

Die Tour startet in der „festen Stadt“ Gransee mit ihrer von einer dicken Stadtmauer und wuchtigen Toren umringten Altstadt. Berühmt ist das legendäre Luisendenkmal für die preußische Königin der Herzen. Das Naturparkhaus Menz ist ein informativer, unterhaltsamer Auftakt für die Wanderung durch die Wald- und Seenlandschaft. Wir folgen zunächst dem Moorerlebnispfad am Roofensee zum Polzowkanal. Zwischen Nehmitzsee und Großem Stechlichsee erhebt sich dann das alte Kraftwerk. Am gegenüberliegenden Ufer das beliebte Neuglobsow mit seinem Badestrand und Tauchgründen, den berühmten Fischrestaurants und der traditionsreichen Glashütte.

Die ganze Tour findest Du im separaten Ausflugstipp zum Stechlinsee

Wanderweg: Menz – ehem. Kernkraftwerk – Neuglobsow 18 km (Abkürzungen möglich)

Anreise: RE 5 bis Gransee – Rufbus 836 bis Menz oder Neuglobsow – Rufbus 839 zum Bahnhof Fürstenberg/Havel (RE 5) oder Rufbus 836 zurück zum Bahnhof Gransee

Tour 6 – Industriekultur entlang des Finowkanals: Von Eberswalde nach Niederfinow

„Märkischen Wuppertal“, das ist Eberswaldes Zweitname. Zurecht, denn hier liegt die Wiege der brandenburg-preußischen Industrie. Bereits zu Beginn des 17. Jahrhunderts entstanden die ersten Werke entlang des Finowkanals wie die Eisenspalterei, das Messingwerk, das Alte Walzwerk sowie die Papierfabrik und das Kraftwerk Heegermühle. Mit 400 Jahren ist er der älteste noch befahrbare Kanal Deutschlands.

Railtripping führt dich auf dem alten Treidelweg zu den alten Industriedenkmälern entlang der geschichtsträchtigen Wasserstraße. Oft sind nur noch verwunschene Ruinen erhalten. Zeugnisse eines längst vergangenen Industriezeitalters. Nach einem Abstecher zu den Fachwerkhäusern der Altstadt von Eberswalde geht’s weiter von Schleuse zu Schleuse durch Wald, Wiesen und Felder bis zum neuen und alten Schiffshebewerk Niederfinow: Zwei riesige Fahrstühle aus Stahl für Schiffe.

Die ganze Tour findest Du im separaten Ausflugstipp an den Finowkanal

Westlicher Wanderweg (Industriekultur): Wasserturm Finow – Wolfswinkel 4 km – Familiengarten 5 km – Hauptbahnhof 8 km

Östlicher Wanderweg (Altstadt und Natur): Hauptbahnhof – Altstadt 2 km – Ragöser Schleuse 5 km – Stecherschleuse 9 km – Bahnhof Niederfinow 11 km – Schiffshebewerk 14 km. Beide Wanderwege 22 km

Anreise: Die Linien RE 3 und RB 24 der Deutschen Bahn verkehren 2x/Stunde jede Stunde von Berlin nach Eberswalde. Mit dem Bus 864 oder den Oberleitungsbussen 861/862 geht’s nach Finow (östlicher Wanderweg. Mit dem Bus 916 zum Schiffshebewerk Niederfinow.

Bachläufe, Waldseen, Berge und Täler: Weitere Wanderungen durch die Mark

Brandenburg steckt voller noch versteckter und längst entdeckter Ecken für wundervolle Wanderungen, die gut mit Bus und Bahn zu erreichen sind. Railtripping hat für Dich noch ein paar weitere Tipp.

Tour 7: Verwunschenes Briesetal

Wir folgen vom S-Bahnhof Birkenwerder der Nordbahn bis zum Boddensee mit seinem Sonnenuntergangsrestaurant auf der Seeterrasse. Am Waldbiergarten Briesekrug beginnt das wildromantische Briesetal. Hier schlängelt sich das schmale Fließ durch Wald und Wiesen. Mal feuchte Erlenbrüche, mal trockene Nadel- und Mischwäldern.

Im Frühjahr schmücken blau leuchtende Leberblümchen den Waldboden, im Sommer breitet sich die Krebsschere als Blütenteppich im Bachbett aus. Ganz gelb stechen die Blüten der Schwertlilie hervor. Knüppeldämme stauen das Wasser auf: Die Biber waren am Werk. Vielleicht zeigen sich Eisvögel.

Nur ein enger Fußweg führt am Ufer entlang. Es ist eines der schönsten Bachtäler in der Mark Brandenburg – und führt bis zur Zühlsdorfer Mühle. Auf der anderen Seite von Zühlsdorf ist die Niederbarnimer Eisenbahn erreicht.

Die Route ist eine der Radtouren auf Berlins blaue und jrüne Seite.

Briesewanderweg: S-Bahnhof Birkenwerder – Boddensee – Briesekrug – Zühlsdorfer Mühle – Bahnhof Zühlsdorf 12 km

Anreise: S-Bahn S 1 oder S 8 alle 20 Minuten bis Birkenwerder, zurück RB 27 stündlich ab Zühlsdorf nach Berlin-Karow. Birkenwerder und Zühlsdorf liegen im Tarifbereich Berlin ABC.

Tour 8 Gamengrund

Etwas versteckt zieht sich ein schmales Seenband von Strausberg bis Wriezen: Der Gamengrund. Eine 300, 400 Meter breite glaziale Rinne im Barnim-Hochland, in der vor zehntausenden Jahren bei der letzten Eiszeit das Gletschereis abschmolz und das Wasser sich seinen Weg bahnte. Geblieben ist eine Kette von 14 Seen.

Einst führte Wriezener Bahn vom Berliner Ostbahnhof quer über Werneuchen hinaus über die Barnim-Hochfläche durchs Oderbruch und bis in polnische Stargard. Heute fahren ab Werneuchen Busse in die Dörfer entlang der rostigen Bahntrasse – auf der Linie 887 sogar am Wochenende. Ab Tiefensee rumpeln Draisinen über die alten Gleise. Auf einem 50 Meter hohen Damm überquert die Trasse den Gamengrund zwischen Langem See und Mittelsee.

Die Wanderung beginnt an der Bushaltestelle Tiefensee, Dorf (gleich hinter dem alten Bahnhof). Zunächst geht es hinab zum Campingplatz und um den Gamensee herum. Er ist der größte und tiefste Rinnensee. Einmal umwandert geht es dann am Mittelsee weiter, der mit dem Malerblick belohnt. Nach dem Kraxeln über den Bahndamm folgt der Lange Haussee an dessen Spitze das Dorf Leuenberg wartet.

Wer noch Puste hat, der wandert weiter am Röthsee, Dümpel und Buchsee. Die Seen werden immer schmaler und der Wald immer dichter. Bald ist Wöllsickendorf erreicht. Von dort fährt alle paar Stunden der Bus zurück nach Werneuchen oder hoch nach Bad Freienwalde am Rande des Oderbruchs.

Wanderweg: Tiefensee – Gamensee – Mittelsee – Langer Haussee – Leuenberg 10 km – Dümpel – Buchsee – Wöllsickendorf 17 km

Anreise: Stündlich Regionalbahn RB 25 der Niederbarnimer Eisenbahn ab Berlin Ostkreuz bis Werneuchen, weiter mit Bus 887 bis Tiefensee, Dorf (Mo-So zweistündlich). Rückfahrt mit Bus 887 ab Leuenberg, Dorf oder Wöllsickendorf nach Werneuchen (RB 25) oder bis Bad Freienwalde (RB 60).

Tour 9 Werbellinsee

Vom tiefsten See Brandenburgs haben wir oben am Stechlin gelesen. Der Werbellin ist der zweittiefste See in der Mark. Wie so viele Seen als eiszeitlicher Rinnensee entstanden, als die Eiszeitgletscher schmolzen. In Marienwerder ist er mit dem Oder-Havel-Kanal und dem Finowkanal verbunden – und somit beliebtes Revier bei Wochenendkapitänen. An den zahlreichen Gaststätten entlang des 20 km langen Seeufers kann man Boote mieten oder direkt ins Wasser springen. Seit 2011 wird auf dem Werbellinsee jährlich im Juni die Solarbootregatta ausgetragen. Von April bis Oktober zieht zweimal bis dreimal täglich ein Ausflugsdampfer seine Runde über den Werbellinsee.

Mit dem Ausflugsbus 917 (Sa+So alle zwei Stunden) geht es von Joachimsthal oder vom Kaiserbahnhof bis Eichhorst. Von der Schleuse führt der Wanderweg zunächst am Kanal entlang bis zum Askanierturm. Weiter geht’s vom Süßen Grund auf der alten Uferstraße (inzwischen für Pkw gesperrt) nach Altenhof mit seinen Gaststätten, Badestellen und der Marina.

Etwas nördlich wurde 1952 die Pionierrepublik Wilhelm Pieck eröffnet, ein Freizeitzentrum für Kinder und Jugendliche. Heute wird das Gelände als Europäische Jugend- und Erholungs-Begegnungsstätte (EJB) betrieben.

Am Kaiserbahnhof Joachimsthal, einem historischen Fachwerkbau, an dem der letzte deutsche Kaiser ein- und auszusteigen pflegte, besteht Anschluss an die Regionalbahn RB 63 nach Eberswalde. Wenn Du weiter wandern willst, genieße den Ausblick vom Bioramaturm in Joachimsthal. Er eröffnet einen weiten Ausblick über das Biosphärenreserverat Schorfheide-Chorin, auf den Werbellinsee und den Grimmnitzsee. Der Aussichtsturm schmiegt sich an den alten Wasserturm, der heute eine Designerwohnung ist.

Wanderung: Eichhorst, Schleuse – Askanierturm – Süßer Grund – Altenhof – EJB/Pionierrepublik – Kaiserbahnhof 14 km

Anreise: Regionalexpress RE 3 bis Eberswalde – Regionalbahn RB 63 bis Joachimsthal oder Kaiserbahnhof – Bus 917 bis Eichhorst, Schleuse (Sa+So alle zwei Stunden)

Tour 10 Liepnitzsee

Jede Stunde fährt die Niederbarnimer Eisenbahn RB 27 von Berlin-Karow auf der legendären Heidekrautbahn direkt zum Strandbad Wandlitzsee. Schon in den Goldenen Zwanzigern eine beliebte Landpartie mit Badespaß. Davon zeugt das denkmalgeschützte Bahnhofsensemble im Stile der neuen Sachlichkeit, das Bahn und Badestrand verbindet. Doch der Weg führt uns ostwärts durch den Wald.

Einer der beliebtesten Seen Brandenburgs ist der Liepnitzsee, der sich wie eine Rinne durch den hügeligen Wald zieht. Inmitten eine lang gestreckte Insel, die nur mit der Fähre zu erreichen ist. In Uetzdorf gibt’s zwei kleine Gaststätten mit typisch märkischer Küche. Gleich nebenan der Waldhof Bogensee: Zunächst Joseph Goebbels eigens errichteter Landsitz und später FDJ-Jugendhochschule. Zwischen Obersee und Hellsee thront das Renaissance-Schloss Lanke mit seinem Lenné-Park.

Einer der beliebtesten Wander- und Badeseen Brandenburgs: Der Liepnitzsee zwischen Wandlitz und Biesenthal (Foto: Eileen Obst)

Ein bemerkenswerter Ort ist Lobetal mit den Hoffnungstaler Werkstätten. Hier erhalten suchtkranke, seelisch, geistig oder körperlich behinderte Menschen eine Lebensperspektive. Bereits 1905 hat Pastor Friedrich von Bodelschwingh auf einem gepachteten Gut eine Arbeiterkolonie für Berliner Obdachlose eingerichtet – nach dem Motto „Arbeit statt Almosen“. Teil der heutigen Hoffnungstaler Stiftung Lobetal mit ihren Werkstätten, Bildungsangeboten, medizinischen Einrichtungen ist die Bio-Molkerei, deren Milchprodukte wir aus vielen Berliner Supermärkten kennen.

Die vier Landwirtschaftsbetriebe und der Gartenbau haben auf Bio-Standards umgestellt – mit sozialer Prägung. Mit dem Lutherapfel, von dem es exakt 95 Bäumchen gibt, setzt sie ein kulturbewahrendes, diakonisches Zeichen. Und auch die Hoffnungstaler Fahrradwerkstatt leistet durch Upcycles alter Drahtesel nachhaltiges. Nahe der mittelalterlichen Altstadt von Bernau mit ihren verbliebenden Fachwerkhäusern und der acht Meter hohen, umrundenden Feldstein-Stadtmauer ist schließlich die S-Bahn wieder erreicht.

Wanderweg: Wandlitzsee – Liepnitzsee – Ützdorf – Obersee – Schloss Lanke 9 km – Hellsee – Mechesee – Lobetal 15 km – Ladeburg 18 km – Bernau 21 km

Anreise: Regionalbahn RB 27 stündlich von Berlin-Karow nach Wandlitzsee. Zurück mit Bus 890 von Lanke, Stadtgut oder Ladeburg, Kirche (Mo-Fr stündlich, Sa+So vierstündlich) oder Bus 869 von Lobetal, Kirche oder Ladeburg, Kirche (Mo-Fr stündlich, Sa+So zweistündlich) zum S-Bahnhof Bernau. Mit der S-Bahn S 2 oder Regionalzügen RE 3 oder RB 24 zurück nach Berlin

Lust auf mehr? Railtripping zeigt Dir Radtouren auf die blaue und jrüne Seite Berlins und Umgebung. Und wir zeigen Dir Tipps und Tricks für die Fahrradmitnahme im Zug.

Mit Bahn und PlusBus mehr erreichen

Glindower Alpen, Kloster Lehnin, Rheinsberg, Burg/Spreewald: Immer mehr Orte in Brandenburg sind besser erreichbar als Du denkst – auch ohne Bahnanschluss. Zu Zielen wie diesen fahren PlusBusse.

Diese Qualitätslinien verkehren im dichten Takt mit direktem Anschluss an den Regionalzug aus Berlin: Wochentags im Stundentakt (mind. 15x/Tag), am Wochenende oft im Zweistundentakt (mind. 5x/Tag).

Auf diese Weise kannst Du Deinen Aktionsradius für Ausflüge mit Öffis und ohne Auto und Rad spielend leicht erweitern. Den Netzplan und mehr über alle Linien und Regionen findest Du beim Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg (VBB).

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Michael Bartnik
Vor 20 Jahren, als ich in einem kleine Reisebüro Ferien verkaufte, brachte die Deutsche Bahn ihr legendäres Schönes-Wochenende-Ticket auf den Markt, das den Wochenendtrip viel erschwinglicher machte. Wir erfanden einen Reiseführer für Bahnausflüge.

Fotos: Michael Bartnik.