Die elf schönsten Museumsbummel – vom Sofa aus

In einer Zeit, in der wir alle zu Hause bleiben, brauchen wir nicht aufs Reisen zu verzichten. Denn Reisen ist mehr als die Bahnfahrt bis zum Ziel: Es ist entdecken, träumen und entspannen. Es sind Vorfreuden, Erlebnisse und Erkenntnisse. Und das geht inzwischen auch bequem vom Sofa aus. Schnapp Dein Smartphone, Tablet, Laptop oder besser noch streame auf Deinem Fernseher, dann sieht es aus wie aus dem Zugfenster … und bummel mit uns durch die schönsten Online-Museen Europas. Ganz ohne Anstehen, Anreise und Eintritt.

1. Zeitreise zum griechischen Pergamontempel

Was geschah in Pergamon? So lautet die virtuelle Führung durch den 2000 Jahre alten Pergamontempel, der auf der Berliner Museumsinsel im eigenes geschaffenen Pergamonmuseum wieder aufgebaut und ausgestellt wurde. Einst stand die antike Bergfestung Pergamon in der nordwestlichen Küstenregion der Türkei, gegenüber der Insel Lesbos. Sie beherrschte die Flussebene des Kaikos und erlang ihre große politische Bedeutung unter den Nachfolgern von Alexander dem Großen, den Attaliden.

In ihrer glorreichen Zeit im 2. Jahrhundert vor Christus wurde Pergamon zur Residenzstand – und erhielt Prachtbauten wie diese monumentale Akropolis mit ihren ionischen Säulengängen und der weiten Freitreppe. Den Sockel schmückte ein einzigartiger 113 Meter umlaufender Fries, der berühmte Sagen der griechischen Mythologie nacherzählt. Darunter die Schlacht der Götter gegen die Kinder der Urgöttin Gaia, die schlangenfüßigen Giganten. Im Innern, auf der Terrasse, war in einem separaten Tempelbau der rituelle Opferaltar für das Athena-Heiligtum untergebracht. Jedes Mal eindrücklich und erhebend zu sehen.

Die virtuelle Führung vollzieht die Ausgrabungen deutscher Archäologen und Ingenieure Ende des 19. Jahrhunderts im Osmanischen Reich nach – und wie die Fundstücke später ins kaiserliche Berlin gebracht wurden. Mit 360-Grad-Bildern vom Innern und Äußeren des Altars und der Fundstätte in Kleinasien. Heute ist das Pergamonmuseum Teil des UNESCO-Weltkulturerbes Berliner Museumsinsel und wird bis mindestens 2023 renoviert.

Die virtuelle Führung „Was geschah in Pergamon?“ gibt’s auf Google Arts & Culture (im Web und als App). Dort sind auch eindrucksvolle Rundgänge durch die übrigen, wahrlich epochalen Monumente des Pergamonmuseums zu finden: Das reich dekorierte Ischtartor und die Prozessionsstraße ins alte Babylon (6. Jahrhundert v. Chr.) oder das quirlige Treiben vor’m Markttor von Milet aus dem Römischen Reich Hadrians (2. Jahrhundert n. Chr.). Alle übrigen Ausstellungen auf der Museumsinsel finden sich ebenda.

2. Spaniens Geschichte in Bildern im Museo del Prado Madrid

Spanien, ein Weltreich zu Land und zu Wasser: Die spanischen Könige waren über die Jahrhunderte leidenschaftliche Sammler und trugen großartige Kunstschätze zusammen. Philipp II. hatte eine Schwäche für Tizian oder Hieronymus Bosch, Philipp IV. für Rafael oder José de Ribera und natürlich seinen Hofmaler Velázquez.

Mit der Einweihung 1819 fanden die Sammlungen endlich eine angemessene Heimstatt, um sie einer breiten Öffentlichkeit zu präsentieren. Als das königliche Museum eingeweiht wird, sind dort vor allem die Exponate spanischer Maler zu sehen, die schon während des Unabhängigkeitskriegs 1808 bis 1814 in Speichern gelagert wurden. Schon bald darauf wurden die Säle für all die italienischen Werke ergänzt. Stück für Stück wurden die Sammlung ergänzt und das Museum ausgebaut.

„Las Meninas“ von Velázquez, „Die Erschießung der Aufständischen am 3. Mai 1808“ und die schwarze Malerei von Goya sind sicher die herausragendsten Werke, doch erwarten den Besucher in den endlosen Galerien und Sälen noch viele weitere Werke spanischer, italienischer, flämischer und deutscher Meister. El Greco oder Dürer, Bosch oder Rubens – die Sammlung des Prado ist mit über 8.600 Gemälden und 700 Skulpturen eine der wertvollsten der Welt.

In seiner bewegten Geschichte hat das Haus Krisen und Kriege überstanden, auch die Bombardements im Spanischen Bürgerkrieg durch die Franco-Truppen. In der für viele Spanier traumatischen Zeit ging es um das Überleben des Museums. Viele der wertvollsten Kunstwerke wurden unter abenteuerlichen Umständen in Sicherheit gebracht, und bis heute pflegt eine Schar von Restauratoren die geretteten Kunstwerke auch als Geste der Distanz gegenüber der Franco-Diktatur.

In Videos, Audios, einer Zeitleiste der wichtigsten Werke und virtuellen Führungen durch’s Haus hat das Museo del Prado seinen Kunstschatz online besuchbar gemacht unter www.museodelprado.es.

Arte besucht in seiner Mediathek eine dreiviertelstündigen Reportage das Museum – und bietet Einblicke in Geschichte und Geschichten, Kunstwerke und Kunstschaffende. Es ist die erste Folge einer Serie über acht bedeutende Museen aus acht Ländern und ihre bedeutendsten Werke. Darunter auch die Alte Nationalgalerie in Berlin, das Munch-Museum in Oslo oder das Guggenheim in New York. Die Dokus sin online bis 22. Juni 2020.

3. Glanzstücke der Renaissance in den Uffizien

Die „Ognissanti-Madonna” von Giotto, die „Schlacht von San Romano“ von Paolo Uccello, Piero della Francescas Diptychon des „Federico da Montefeltro“, die „Geburt der Venus“ von Botticelli: Die Uffizien beherbergen ältesten und berühmtesten Kunstsammlungen der Welt aus der Glanzzeit der Republik Florenz. Und sie sind berühmt für ihre stundenlangen Warteschlangen.

Ohne Warteschlange zu Besuch in den Uffizien in Florenz (Foto: Dim7/Unsplash)

Ganz ohne Geduld und Geld kannst Du die Uffizien auf Google Arts & Culture entdecken: Mit den über 150 verfügbaren Werken ist nur ein Teil der Sammlung in der App bzw. im Web erlebbar. Immerhin umfasst sie in 50 Sälen tausende Gemälde aus dem 13. bis zum 18. Jahrhundert. Dafür gibt es vier ganz zauberhafte Werkseinführungen: Darunter Piero di Cosimos Rennaissance-Meisterwerk „Perseus befreit Andromeda“, das den Mythos der Metamorphose erzählt. Oder die feinsinnige Handwerkskunst bei der güldenen „Santa Trinita Maestà“ von Cimabue (1568).

4. Vom Bahnhof zum Museum d’Orsay in Paris

Anlässlich der Weltausstellung im Jahre 1900 ist der Bahnhof erbaut worden, von dem bis in die Dreißiger Jahre die Fernverkehrszüge in den Südwesten Frankreichs fuhren. Später wurde nur noch das angeschlossene Luxushotel genutzt. 1977-1986 wurde dann aus Gare d’Orsay das Musée d’Orsay. Es zeigt mit Gemälden, Skulpturen, Kunsthandwerk, Grafiken, Fotografien und Möbel alle künstlerischen Facetten einer besonders fruchtbaren und zugleich kurzen Epoche Frankreichs: Vom Beginn der Zweiten Republik 1848 bis zum Eintritt in den Ersten Weltkrieg 1914. Weltweit einzigartig ist die Sammlung französischer Impressionisten mit Bildern von Gauguin, van Gogh, Monet oder Signac. Zahlreiche Werke und den Wandel vom Bahnhof zum Museum zeigt Google Art & Culture.

5. Die Goldene Zeit der Niederlande im Rijksmuseum

Die „Milchmagd“ von Vermeer oder Rembrandts „Nachtwache“: Das Rijksmuseum in Amsterdam zeigt weltberühmte Meisterwerke aus dem niederländischen Goldenen Zeitalter, als das kleine Königreich Weltmacht auf allen Ozeanen und Kontinenten war. Die Kollektion präsentiert sich in einem atemberaubenden Gebäude mit erstaunlicher Innenausstattung. In 80 Galerien erzählen 8.000 Objekte die Geschichte von 800 Jahren niederländischer Kunst und Geschichte, vom Mittelalter bis Mondrian. Elf Touren bei Google Art & Culture führen zu den bekanntesten Werken und zum Schaffen von Rembrandt und Vermeer. Ebenso verschiedene Multimediatouren in der Museums-App.

Wer beobachtet hier wen? Im Rijksmuseum Amsterdam (Foto: Christian Fregnan/Unsplash)

6. Das Museum der Welt aus London

Eines der wahrscheinlich aufwändigsten Projekte von Google Arts & Culture ist das Museum of the World, das zusammen mit dem British Museum in London entstand. Es führt uns anhand wichtiger Exponate quer durch die Laufbahn der Menschheit: Quer durch alle Epochen, über alle Kontinente, über alle Kunst- und Kulturformen. Dabei springst Du über eine virtuelle Zeitleiste von Exponat zu Exponat – mit Beschreibungstexten und Audioerläuterungen.

Hunderte Exponate des Britsh Museum bilden das Museum of the World (Bild: British Museum)

7. Die Heilige Stadt des Vatican

Geschichten aus dem Leben Jesu, das Leben des Mose, die Auferstehung Christi oder die Erschaffung Adams auf Michelangelos Deckengemälde: Die Sixtinische Kapelle enthält einige der berühmtesten Gemälde der Welt. Jährlich pilgern Millionen Besucher, um die päpstlichen Kunstsammlungen und die vatikanischen Museen im winzigen Stadtstaat inmitten Roms zu besuchen. Auf der Webseite der Mvsei Vaticani führen sieben 360-Grad-Rundgänge in die wichtigsten Räumlichkeiten.

„Ohne die Sixtinische Kapelle gesehen zu haben, kann man sich keinen anschauenden Begriff machen, was ein Mensch vermag“, schrieb Johann Wolfgang von Goethe (Bild: Wikipedia)

8. Der Kunstschatz der Habsburger in Wien

Für die umfangreichen Sammlungen des österreich-ungarischen Kaiserhauses wurde in Wien das Kunsthistorische Museum nahe der Hofburg erbaut. Mit seiner Kollektion bedeutender Werke und der weltgrößten Bruegel-Sammlung zählt es heute zu den bedeutendsten Kunstsammlungen der Welt. Zahlreiche Hauptwerke der abendländischen Kunst, darunter Raffaels „Madonna im Grünen“, Vermeers „Malkunst“, die Infantinnen-Bilder von Velazquez, Meisterwerke von Rubens, Rembrandt, Dürer, Tizian und Tintoretto beherbergt die Gemäldegalerie. Die Antiken- und Ägyptisch-orientalischen Sammlung fasziniert mit Schätzen rätselhafter Kulturen vergangener Zeiten.

Heimstatt der gesammelten Kunstschätze der Habsburger in Wien (Foto: Manfred Werner/Wikimedia)

Das Museum, seine Werke und die innewohnenden Geschichten kannst Du nicht nur auf Google Art & Culture entdecken: Elf Audioguides und sechs Podcasts erläutern herausragende Exponate und die KHM-App entführt zu spannenden Touren zu Themen wie Liebe oder Magie in die Vielfalt unserer Sammlungen. Dabei kannst Du einen Blick hinter die Kulissen werfen, auf Röntgenbilder, Rückseiten und noch unbekannte Details. Du schlüpfst in die Rolle eines Superhelden oder einer Königin, oder erschaffst ein Monster.

9. Stundenlanges Stöbern in der Hermitage

Selbst, wenn man einen ganzen Tag im Hermitage Museum in St. Petersburg verbringt, hat man noch nicht alles gesehen. Das Museum ist das größte in Russland: Drei Millionen Gemälde, Grafiken, Skulpturen und andere Objekte können dort besichtigt werden. Es wurde begründet von der legendären russischen Zarin Katharina die Große. Zu den Ausstellungsstücken gehören Werke holländischer und französischer Meister wie Rembrandt, Rubens, Matisse und Paul Gauguin. Außerdem sind zwei Gemälde des italienischen Universalgenies Leonardo da Vinci und des spanischen Malers Pablo Picasso ausgestellt. Entdecke die Hermitage beim Virtual Visit auf der Webseite. Oder in einem über fünfstündigen Videospaziergang bei Youtube.

10. Abtauchen ins Ozeaneum an der Ostseeküste

Das Ozeaneum präsentiert die größte Ostseeausstellung in ganz Europa mit Planktoninstallation, einem Ostsee-Relief zum Anfassen und aufwendig gestalteten, typischen Lebensräumen in großen, dreieckigen Vitrinen. Erhebend sind die verschiedenen riesigen Meerwasseraquarien – vom Stralsunder Hafenbecken, über flache Boddengewässer, die Kreideküste Rügens, die Schärensee Skandinaviens bis zu den Lebensräumen in Nordsee, Nordatlantik und Polarmeer.

Das größte Aquarium fasst 2,6 Millionen Liter Wasser und zeigt Schwarmfische, einen gut drei Meter langen Sandtigerhai, zwei Ammenhaie und verschiedene Rochenarten im „offenen Atlantik“. Humboldt-Pinguine watscheln über die Dachterrasse und hüpfen in ihren Swimmingpool. Weitere Ausstellungen zeigen die Vielfalt des Lebens im Meer, eine fiktive Tauchfahrt bis in die Tiefsee und widmen sich der Überfischung der Meere und präsentieren Methoden nachhaltiger Fischerei.

Atemberaubend ist die gemeinsam mit der Umweltschutzorganisation Greenpeace umgesetzte Ausstellung Riesen der Meere: Über die gesamte Raumhöhe schweben Nachbildungen von Walen in Originalgröße. Das größte Exponat ist ein originalgetreuer Blauwal mit einer Länge von 26 Metern. Außerdem sind ein abtauchender Pottwal im Kampf mit einem Riesenkalmar, ein Schwertwal sowie ein Buckelwal mit Jungtier zu sehen. Einfach eintauchen auf Google Art & Culture.

11. Geschichte der Schiff-, Luft und Raumfahrt

Es ist wie ein echter Gang durch die Ausstellung, mit dem Audio-Guide in der Hand: Das Deutsche Museum hat drei virtuelle Führungen veröffentlicht. Die Geschichte der Schifffahrt vollzieht den weltweiten Werdegang nach von den Nil-Booten im alten Ägypten, über die Eroberungen von Kolumbus, über den weltumspannenden Handel mit Segel- und Dampfschiffen, den Auswanderungswellen nach Amerika, bis zum Unterseeboot U1.

Durch Welt, Raum und Zeit führen die Touren im digitalen Deutschen Museum München (Bild: Deutsches Museum)

Die Luftfahrt-Führung zeigt anhand der ausgestellten Exponate die Entwicklung von den ersten Startversuchen, den Fluggeräten der großen Pioniere Lilienthal, Lindbergh, Wright oder Blériot, über Heißluftballons, Zeppelinen, Raketen, Hubschrauber und Düsenjets, bis zu Oldtimern von Junkers, Messerschmitt oder Donier. Höhepunkt ist sicher der Blick in die alte Lufthansa-Boing 707. Dazu die anschaulich Funktionsweise vieler Fluginstrumente und Antriebsarten. Die Tour mündet konsequenterweise in der dritten virtuellen Führung durch die Abteilung Raumfahrt: Dem Griff der Menschen nach den Sternen.

Michael Bartnik
Vor 20 Jahren, als ich in einem kleine Reisebüro Ferien verkaufte, brachte die Deutsche Bahn ihr legendäres Schönes-Wochenende-Ticket auf den Markt, das den Wochenendtrip viel erschwinglicher machte. Wir erfanden einen Reiseführer für Bahnausflüge.